Tschechien führt nationale E-ID ein

Ab 2024 steht in Tschechien die neue nationale elektronische Identität als Smartphone-App zur Verfügung. Allerdings ist sie nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum EU Digital Identity Wallet und vorerst beschränkt auf die inländische Nutzung. Die Sicherheit der E-ID wird durch die Nutzung biometrischer Authentifizierungsmethoden garantiert.

Von Tzvetozar Vincent Iolov und Samuel Näf · 7. Dezember 2023

Die tschechische E-ID ist als benutzerfreundliche Mobile-App verfügbar. (Foto: eDoklady/Anthony Delanoix)

Nachdem die tschechische Regierung im Herbst eine Gesetzesänderung vorgenommen hat, die es den Behörden ermöglicht, künftig digitale Ausweisdokumente zu akzeptieren, führt das Land nun seine ersten E-IDs ein. Die so genannten eDoklady (E-Dokumente) werden in Form einer Smartphone-App zur Verfügung stehen, die keine Internetverbindung benötigt, um zu funktionieren. Als Termin für die Einführung des elektronischen Personalausweises wurde der Januar 2024 genannt. Die E-ID soll jedoch nur als Zwischenschritt vor der Einführung des EU Digital Identity Wallet (EUDI) durch die Europäische Union dienen.

Viele Vorteile gegenüber Ausweisen im Kreditkartenformat

Smartphones werden im Alltag mittlerweile deutlich häufiger mitgeführt als das Portemonnaie. Bezahlt wird per Apple und Samsung Pay. Deshalb geniesst die Einführung der elektronischen Dokumente in der tschechischen Politik grossen Rückhalt. Neben den praktischen Aspekten wie der ständigen Verfügbarkeit auf dem Smartphone wird argumentiert, dass die elektronische Identifizierung sicherer sei. Plastikkarten gehen häufig verloren oder werden gestohlen, was zu Identitätsdiebstahl führt.

Ivan Bartos, Minister für regionale Entwicklung und Digitalisierung und Vorsitzender der Piratenpartei, beschrieb eDoklady als eine «Standard-Mobilanwendung», die einfach heruntergeladen, registriert und genutzt werden kann.

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Datensparsamkeit bringt Verbesserungen beim Datenschutz

Auch bezüglich Datenschutz bringt die App deutliche Verbesserungen. So ist es möglich, nur die erforderlichen Informationen an staatliche Stellen oder kommerzielle Einrichtungen weiterzugeben. Wenn man beispielsweise in einem Geschäft nach seinem Alter gefragt wird, kann man dieses verifiziert angeben, ohne alle anderen Informationen über sich preisgeben zu müssen, wie es bei klassischen Ausweisdokumenten der Fall wäre.

Die Sicherheit der digitalen Ausweise wird durch biometrische Authentifizierungsoptionen wie Fingerabdrücke oder Gesichtserkennung erhöht. Weiter besteht die Möglichkeit, eine PIN für zusätzlichen Schutz festzulegen. Im Falle eines verlorenen oder gestohlenen Mobiltelefons ist die Deaktivierung leicht zu bewerkstelligen.

Einsatz vorerst nur im Inland

Klassische Ausweisdokumente werden jedoch zumindest kurzfristig nicht abgeschafft und beide Arten der Identifizierung werden nebeneinander bestehen. Ausserdem wird die E-ID vorerst nicht für den internationalen Reiseverkehr verwendet und nur innerhalb der Tschechischen Republik eingesetzt.

Die E-ID wird über die gängigen biometrischen Funktionen der Geräte gesichert. (Foto: George Prentzas)

Dieser Text erschien zuerst bei TheMayor.EU

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