Digitale Erfolgsfaktoren bei der Armee

Digitale Technologien verändern die Art, wie Streitkräfte denken, führen und wirken. Daten werden zum entscheidenden Faktor für Lagebeurteilung und Wirkung im Einsatz. Für die Armee bedeutet das, ihre Führungsstrukturen und Entscheidungswege konsequent weiterzuentwickeln. Erfolgreich ist die digitale Transformation, wenn sie von den Menschen getragen und durch Vertrauen und Klarheit in der Führung geprägt ist.

Von Thomas Süssli · 23. Oktober 2025

Die Digitalisierung verändert das heutige Gefechtsfeld tiefgreifend und somit die Anforderungen an unsere Armee. Informationen entstehen in Echtzeit, vernetzte Systeme prägen das Lagebild, Entscheidungen müssen schneller und präziser getroffen werden. Damit rückt der Sensor-Nachrichten-Führungs-Wirkungsverbund ins Zentrum. Seine Digitalisierung ist Voraussetzung, um ein vernetztes Zusammenspiel von Sensorik, Informationsverarbeitung, Führung und Wirkung zu ermöglichen. Nur so kann unsere Armee rasch, koordiniert und wirksam handeln. Technologie schafft Möglichkeiten, aber keine Veränderung. Erst Führung und Haltung machen aus Digitalisierung eine Transformation. Sie scheitert selten an Prozessen, sondern an Haltungen. An fehlendem Vertrauen, an Unsicherheit im Umgang mit Daten oder an Strukturen, die Verantwortung oben behalten. Statt sie dorthin zu geben, wo Wissen vorhanden ist.

Wenn wir unsere Verteidigungsfähigkeit in einer zunehmend digitalisierten Welt stärken wollen, müssen wir anders denken und führen. Entscheidungen sollen auf Informationen beruhen. Verantwortung soll gezielt dort liegen, wo Wissen liegt. Dazu braucht es Angehörige der Armee und Mitarbeitende mit einem digitalen Mindset. Dieses Denken ist geprägt von Offenheit, Verantwortungsbewusstsein und Verständnis für den Wert von Daten in der militärischen Führung.

Thomas Süssli
Chef der Armee
«Menschen, Kultur und Führung sind die eigentlichen Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation.»

Unsere Armee befähigt ihre Angehörigen, diesen Wandel aktiv zu gestalten. Sie fördert gezielt digitale Kompetenzen: Von Datenkompetenz über künstliche Intelligenz bis hin zu Interoperabilität. Vorhandenes Wissen aus der Miliz wird genutzt, um systematisch Daten in Wissen umzuwandeln. Ausbildung und Praktika im Umfeld des Sensor-Nachrichten-Führungs-Wirkungsverbunds helfen, das Zusammenspiel von Technik, Mensch und Organisation besser zu verstehen. Gleichzeitig entsteht eine neue Führungskultur. Sie beruht auf Vertrauen, Transparenz und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Kader sollen eine angstfreie und lernorientierte Haltung fördern. Nur so entsteht jene Dynamik, die für die digitale Transformation notwendig ist.

Die digitale Transformation umfasst weit mehr als die reine Digitalisierung. Technik ist das Handwerk. Menschen, Kultur und Führung sind die eigentlichen Erfolgsfaktoren. Entscheidend sind befähigte Armeeangehörige, eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit sowie eine Führung, die diesen Wandel jeden Tag vorlebt und konsequent umsetzt. Nur so kann unsere Armee dank einer digitalen Transformation ihre Verteidigungsfähigkeit stärken.

 

Zwischen kulturellem Change und digitaler Transformation: Erfolgsfaktoren für die öffentliche Verwaltung.
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Gastkolumnen im Abraxas Magazin

Das Abraxas Magazin lädt Gastautorinnen und -autoren dazu ein, pointiert zu Aspekten der Digitalisierung Stellung zu nehmen. Die Texte geben die Ansichten und Meinungen der Autorinnen und Autoren wieder und können von der Position von Abraxas abweichen.

Thomas Süssli

Über Thomas Süssli

Thomas Süssli ist Korpskommandant und bis Ende 2025 verantwortlich für die Führung der Schweizer Armee. Er leitet den Departementsbereich Verteidigung und untersteht damit direkt dem Chef des Eidgenössischen Departementes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), Bundesrat Martin Pfister. Dem Chef der Armee unterstehen der Armeestab, das Kommando Operationen, die Logistikbasis der Armee, das Kommando Cyber und das Kommando Ausbildung.