5 Fragen an Markus Röösli

54, Polizei-Hauptmann und Chef IT-Steuerung der Kantonspolizei Zürich, ist beruflich und privat am Puls des Digitalen. Die Kapo Zürich ist Abraxas-Kunde seit über 15 Jahren.

Von Daniel Slongo · 12. November 2019

Wo und wie sind Sie beruflich und privat «digital»?

Markus Röösli: Wir realisieren und betreiben Informatiklösungen, die – insbesondere in der Kommunikation – der gemeinsamen Datenverwaltung und dem Datenaustausch zur Erfüllung von Polizeiaufgaben dienen. Ziel ist es, dass wir die Polizeiarbeit und deren Wirkung unterstützen und verbessern können. Als Pikettoffizier der Kantonspolizei Zürich nutze ich diese Informatikmittel auch selber im Einsatz. Ich bediene mich in fast allen Lebenslagen regelmässig den heutigen Möglichkeiten der digitalen Welt. So auch im Privaten, wenn ich beispielsweise auf dem Rennvelo mit Pulsuhr und Wattmessgerät unterwegs bin. Damit kann ich die Daten im Anschluss analysieren und das Training optimaler steuern.

Welchen Nutzen sehen Sie in der Digitalisierung?

Markus Röösli: Die Digitalisierung erspart uns bei zahlreichen Tätigkeiten im Alltag viel Zeit und Geld. Sie bringt uns einen ungeheuren Effizienzgewinn. Diese zusätzliche Zeit können wir für unsere eigenen Bedürfnisse einsetzen. Zudem erschliesst sie uns Möglichkeiten, von denen wir ohne sie nicht mal zu träumen wagen. In allen Lebenslagen – von der Schule über den Gesundheitsbereich bis hin zur Kommunikation – können dank der Digitalisierung Leistungen erbracht werden, die bis vor wenigen Jahren noch undenkbar waren.

Als Polizeikorps sind wir heute in beiden Welten gefordert, in der realen und in der virtuellen. Markus Röösli

Wie begegnen Sie Herausforderungen und Gefahren im digitalen Raum?

Markus Röösli: Die Digitalisierung hat natürlich auch grosse Tücken: Aufgrund der vielen Möglichkeiten, die sich uns 24 Stunden am Tag bieten, kommen wir nicht mehr zur Ruhe. Statt mit der gewonnenen Zeit etwas Tempo rauszunehmen, arbeiten wir noch mehr, erledigen vieles parallel und geben selbst in unserer Freizeit zusätzlich Gas. Diese Gefahren sollten sich alle bewusst werden und im eigenen Einflussbereich dagegenhalten. Als Polizeikorps sind wir heute in beiden Welten gefordert, in der realen und in der virtuellen. Die grundsätzlichen Arbeiten sind ähnlich strukturiert, unterscheiden sich aber in der Art und Weise sehr stark. Und die Anforderungen
an jene Personen, die Polizeiarbeit in diesen Welten verrichten, unterscheiden sich ebenfalls sehr stark.

Welche Trends in Sachen Sicherheit beobachten Sie Online und Offline?

Markus Röösli: Im Kleinen habe ich das Gefühl, dass wir im virtuellen Raum viel sorgloser mit unseren «Wertgegenständen» umgehen als in der realen Welt. Wie sagt man so schön: «Das grösste IT-Sicherheitsrisiko arbeitet zwischen Bildschirm und Tastatur!» Auf der einen Seite müssen wir uns wohl immer noch an den virtuellen Raum gewöhnen und uns mit den notwendigen Sicherheitsmassnahmen vertraut machen. Auf der anderen Seite legt die Digitalisierung auch ein Tempo vor, bei dem wir fast nicht mithalten können. Trotzdem müssen wir uns dieser Herausforderung stellen. Denn entschleunigen oder gar aufhalten können wir die Digitalisierung wohl nicht.

Was sind Ihre Wünsche an die Digitalisierung der Gesellschaft?

Markus Röösli: Ich wünsche mir, dass trotz allem Fortschritt mit der Digitalisierung die Menschen nicht auf der Strecke bleiben: Erstens besteht die Gefahr, dass jene Menschen, die nicht mitmachen können oder wollen, systematisch und nachhaltig ausgegrenzt werden. Dies kann zu gesellschaftlichen Problemen führen, die den Nutzen der Digitalisierung wieder stark in Frage stellen. Und zweitens bin ich der Meinung, dass das reale soziale Umfeld eines Menschen etwas vom Wichtigsten ist, das unsere Gesellschaft überhaupt ausmacht. Dies sollte jeder Einzelne, jede Einzelne von uns bedenken, wenn in allen Lebenslagen digital kommuniziert wird. Ansonsten vereinsamen Leute, obwohl sie Tausende von virtuellen Freunden haben.