«Kriminelle sammeln heute schon Daten, um sie später mit Quantencomputern zu entschlüsseln»

5 Fragen an Andrea Conzett, langjähriger Gemeindepräsident und Mainframe-Spezialist

Von Samuel Näf und Marcel Gamma · 5. Oktober 2022

Wo und wie sind Sie beruflich und privat digital unterwegs?

Ich bin schon seit 1985 in der IT tätig und war daneben lange Jahre Gemeinderat und später Gemeindepräsident von Weisslingen. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als Computer den grossen Unternehmen vorbehalten waren. Anschliessend habe ich die ganze Entwicklung mitgemacht. Als Unternehmen waren wir in den 90er-Jahren eines der ersten, das die ganze Belegschaft mit Laptops ausgestattet hat. Jede und jeder inklusive des CEOs war selbst für den Kalender und seine Korrespondenz zuständig. Lange vor dem Internet haben wir untereinander sowie mit unseren Kunden elektronisch kommuniziert. Auch privat hatte ich aufgrund meiner Tätigkeit in der IT immer Zugang zu den aktuellsten Technologien.

Andrea Conzett im 5-Fragen-Interview in «Datenegg» (Foto: Samuel Näf)

Welchen Nutzen sehen Sie in der Digitalisierung?

Es sind zwei Aspekte: zum einen die Verwaltung in ihrer täglichen Arbeit, zum anderen die Bevölkerung, unsere Kundschaft. Die Kundschaft wünscht sich digitale Kommunikation und einfache Services, die von überall her und zu jeder Zeit zugänglich sind. Das hilft auch uns in der Verwaltung. Dann gibt es aber eine Reihe von Vorteilen, die für unsere Kunden nicht sofort ersichtlich sind, zum Beispiel die digitale Archivierung. Während der Pandemie hat sich zudem gezeigt, dass wir die Dienstleistungen auch über digitale Kanäle aufrechterhalten können.

Ist Ihre Gemeinde bereit, zu digitalisieren? Oder gibt's noch Hindernisse? Gibt's schon gesteckte Ziele?

In Weisslingen trägt die gesamte Verwaltung die Digitalisierung mit. Die Gemeinde hat vor Kurzem eine Kommission gegründet, die sich genau mit solchen Fragen befasst: Wie geht es weiter? Wo besteht noch Potenzial? So hat die Gemeindeverwaltung zum Beispiel keine eigene IT-Infrastruktur mehr im Haus. Es gibt nur noch Monitore, keine Server und keine Computer mehr.

Wagen Sie eine Prognose: Wie sieht die Gemeindeverwaltung im Jahr 2030 aus?

Es geht nahtlos weiter. Sicher ist, dass die Verwendung von Chatbots zunehmen wird. Ebenso die künstliche Intelligenz, da bei der Gemeinde viele Informationen vorhanden sind.

In Zukunft wird es noch wichtiger werden, dass die Services, die wir beziehen, nachhaltig und umweltverträglich sind. Der Stromverbrauch wird vermehrt zum Thema und die Sicherheit weiter an Relevanz zunehmen. Denn Cyberkriminelle sammeln bereits jetzt Daten, um diese zukünftig mittels Quantencomputern oder ähnlichen Technologien zu entschlüsseln. Darum müssen wir uns heute schon überlegen, wie Daten gespeichert und verschlüsselt werden.

Was muss immer analog bleiben?

Ich setze bei der Arbeit auf digitale Unterstützung. Alles andere sollte analog bleiben, sonst werden wir Roboter. Und wir sind ja eigentlich Menschen. Wenn wir die Möglichkeit haben, direkt miteinander zu reden, dann sollten wir diese auch nutzen und nicht auf eine Videokonferenz ausweichen. Man sieht es aber auch in der Kultur: Schallplatten gibt es immer noch, bei Konzerten geht es um das analoge Erlebnis – alles, was Vergnügen ist, soll analog bleiben.