Der monatliche Rückblick mit den wichtigsten Entwicklungen bei der Digitalisierung von Schweizer Gemeinden, Städten, Kantonen und dem Bund.
Digitale Verwaltung in der Schweiz
Digitalpolitische Vorstösse unter der Lupe
Die Plattform «Das Netz ist politisch» (dnip.ch) nimmt mit dem fünften digitalpolitischen Blick ins Parlament die letzten im Jahr 2024 eingereichten digitalpolitischen Vorstösse genauer unter die Lupe. Darunter unter anderem Anfragen und Vorstösse zu E-Collecting, Desinformation und Beeinflussungsversuchen bei ausländischen Wahlen und Cybersicherheit.
6. Etappe beim E-Voting im Kanton St. Gallen
Derzeit ist E-Voting im Kanton St. Gallen in 42 Gemeinden möglich. Mit Abschluss der sechsten Etappe werden es bis im Mai 2025 gesamthaft 56 Gemeinden sein. Unter den Gemeinden, die E-Voting neu anbieten, ist unter anderem Uzwil.
Ausserrhoden führt elektronische Steuererklärung für Unternehmen ein
Der Kanton Appenzell Ausserrhoden führt eine elektronische Steuererklärung für Unternehmen ein, bei der die Daten dank E-Bilanz direkt aus Abacus übernommen werden. Für weitere Buchhaltungsprogramme soll das dank einer schweizweiten Standardisierung künftig auch möglich werden.
Uri schätzt neu digital
Der Kanton Uri hat die Software für die Bewertung von Grundstücken erneuert. Gleichzeitig wurden auch die Methodik und das Schätzverfahren angepasst: Besuche vor Ort gehören künftig weitgehend der Vergangenheit an.
E-Voting-Versuch jetzt auch im Thurgau
Auch der Kanton Thurgau führt E-Voting in einzelnen Gemeinden ein. Bisher war dies nur Auslandschweizer:innen möglich. Ab 2026 sollen Stimmberechtigte in 5–7 Gemeinden die Möglichkeit bekommen, ihre Stimme über den elektronischen Kanal abzugeben. Bis 2027 soll E-Voting schrittweise auf alle Thurgauer Gemeinden ausgeweitet werden.
Kanton Schwyz plant digitalen Schalter
Damit soll eine effizientere Verwaltung für Bürger:innen und Unternehmen ermöglicht werden. Ein neues Gesetz soll den Rahmen für die Digitalisierung schaffen, das bisherige E-Government-Gesetz ablösen und zentrale Prinzipien wie «digital first» und «once-only» verankern.
Basel-Land setzt auf SAP
Der Kanton schliesst dafür Rahmenverträge über die Summe von 15 Millionen Franken mit acht Unternehmen für den Bezug von Personalressourcen. Die Projekte sind in den Bereichen Personal, Finanzen, Data Analytics und Innovation geplant.
Digitalisierung macht Heimatschein im Kanton Solothurn überflüssig
Im Kanton Solothurn wird der Heimatschein nicht mehr von der Gemeinde aufbewahrt. Stattdessen dient neu die Einwohnerlösung als einzige Grundlage für die Erfassung der Bevölkerung. Einige Gemeinden haben den Heimatschein den Bürgern nach Hause geschickt.
Innovation
St. Gallen führt als erster Kanton E-Collecting ein
Ab Frühling 2026 soll im Kanton St. Gallen E-Collecting auf Basis von VOTING E-Collecting von Abraxas zur Verfügung stehen. Im vergangenen September schickte der St. Galler Regierungsrat einen entsprechenden Gesetzesentwurf für das Pionierprojekt in die Vernehmlassung. Dieser habe breite Zustimmung erfahren, teilt die Staatskanzlei mit. Die Regierung hat deshalb eine geringfügig überarbeitete Vorlage zuhanden des Kantonsrats verabschiedet. Aufgrund der Vernehmlassung sei von einer Zustimmung im Rat auszugehen. VOTING E-Collecting soll zu Beginn für Unterschriftensammlungen auf kantonaler Ebene eingesetzt werden, zu einem späteren Zeitpunkt auch für Referenden und Initiativen auf Gemeindeebene.
Bundesrat will KI-Regulierung
Der Bundesrat hat seinen Ansatz zur KI-Regulierung vorgestellt. Er will die Konvention des Europarats zur künstlichen Intelligenz ins Schweizer Recht übernehmen, um damit grundlegende ethische und rechtliche Standards sicherzustellen. Darunter sollen in erster Linie staatliche Akteure fallen. Damit soll es kein allgemeines KI-Gesetz geben. Tech-Verbände begrüssen den aus ihrer Sicht ausgewogenen Regulierungsansatz. Dieser sei wichtig, um genügend Raum für technologische Innovation zu ermöglichen. Für die Gewerkschaft Syndicom und die NGO Algorithmwatch geht die Regulierung allerdings zu wenig weit: Ein stärkerer Schutz der Menschenrechte und Mechanismen zum Schutz vor Diskriminierung und Machtkonzentration fehle.
Swisscom mit Gigabit-Ziel
Die Swisscom will bis in zehn Jahren für alle Gebäude hierzulande Gigabit-Anschlüsse anbieten, die meisten davon per Glasfaser. Doch nicht überall ist das sinnvoll möglich. Deshalb prüft die Swisscom auch Angebote von Satellitenfirmen, darunter Starlink von Elon Musk oder Kuiper von Jeff Bezos. Der Empfang per Satellit sei für die Swisscom nichts Neues und werde seit rund 20 Jahren an gewissen Orten so gelöst.
Abstimmen in Abwesenheit
Im Basler Grossrat kann ab sofort auch bei Abwesenheit abgestimmt werden. Als erster Kanton führt Basel-Stadt das Abstimmen von auswärts ein. In der Stadt Bern dürfen sich Parlamentarier:innen dafür künftig für bis zu sechs Monate am Stück vertreten lassen. Auf kantonaler Ebene kennen die Kantone Aargau, Genf, Graubünden, Jura, Neuenburg und Wallis solche Stellvertretungen im Parlament. Allerdings sind die Stellvertretungen unterschiedlich ausgestaltet und geregelt. Die Basler Möglichkeit, remote abzustimmen, wird als gute Alternative zu Stellvertretungslösungen angesehen.
Neue Tatort-App aus Luzern
Schweizer Informatik-Studierende haben eine neuartige Tatort-App entwickelt: die Spurensicherungs-Foto-App SPUFO. Sie erleichtert der Polizei das Sammeln von Fingerabdrücken. Die Kantonspolizei Zürich setzt bereits auf die App und rüstet auch die uniformierte Frontpolizei damit aus.
Sinnvolle KI für Verwaltungen
«Der Mensch muss immer noch verstehen, was er tut, und trägt die Verantwortung»: Im Interview mit dem ICT-Jahrbuch der Netzmedien spricht Abraxas-CEO Reto Gutmann über sinnvolle KI-Anwendungen für Verwaltungen sowie Projekte und Neuerungen 2025.
Security bei Schweizer Verwaltungen
BACS warnt vor Wohnungs-Phishing
Das Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) meldet eine Häufung von Fällen, in denen Wohnungsinteressenten mit falschen Inseraten betrogen werden. Besonders betroffen sind Plattformen für Mietwohnungen.
Schywz baut SOC
Der Kanton Schwyz baut ein Security Operations Center zur Überwachung der kantonalen IT-Infrastruktur auf. Künftig können sich auch die Schwyzer Gemeinden und Bezirke über einen Rahmenvertrag die Dienste des SOC sichern.
Bundesrat will mehr Schutz vor Spoofing
Der Bundesrat will besseren Schutz vor Spoofing und Missbrauch von Schweizer Telefonnummern und Domains. Einerseits sollen Provider verpflichtet werden, betrügerische Anrufe mit gefälschten Nummern zu erkennen und zu blockieren. Zudem sollen Betreiber, die sich nicht an Identifikationspflichten halten, keine Schweizer Nummern mehr kaufen dürfen, und Nummern ohne korrekte Identifikation sollen gesperrt werden. Weiter sollen .ch- und .swiss-Domains nur noch an eindeutig identifizierte Personen vergeben werden, um Missbrauch zu verhindern.
Cyberattacke auf Boswil
Die Gemeindekanzlei Boswil wurde am Dienstag Opfer eines Cyberangriffs, bei dem das Konto der Leiterin der Einwohnerdienste gehackt wurde. In ihrem Namen wurden Hunderte Phishing-E-Mails mit einem Downloadlink an diverse Empfänger, darunter Behörden und Institutionen, verschickt. Viele Empfänger:innen wurden misstrauisch und meldeten sich bei der Kanzlei, die daraufhin zur Vorsicht aufrief und empfahl, die Fake-E-Mails zu löschen und den Link nicht anzuklicken. Die Gemeinde gab vorerst keine weiteren Auskünfte zum Angriff.
Schweiz im Hintertreffen
Laut dem Global Cybersecurity Index 2024 ist die Schweiz hinter Länder wie Ghana und Serbien zurückgefallen. Trotz der Etablierung des Bundesamts für Cybersicherheit (BACS) und neuer regulatorischer Vorgaben bleibt das Land anfällig für Cyberangriffe, insbesondere in der Energieversorgung.
Bund will Datenabflüsse vermeiden
Die Umsetzung der Massnahmen zur Vermeidung von künftigen Datenabflüssen beim Bund schreiten voran. Die Bundeskanzlei hat über den Fortschritt der nach dem Cyberangriff auf einen Berner IT-Dienstleister eingeleiteten Schritte informiert. Eine Sicherheitsprüfung hat zudem ergeben, dass der kürzlich erfolgte Verkauf des Unternehmens «keine besonderen Risiken für die Informationssicherheit des Bundes nach sich zieht».
Internationale Operation gegen 8Base
Schweizer Strafverfolgungsbehörden, darunter die Bundesanwaltschaft und das Fedpol, haben massgeblich an einer internationalen Operation gegen die Ransomware-Bande 8Base mitgewirkt. In Zusammenarbeit mit Europol, Eurojust und weiteren Polizeibehörden wurden mehrere Verdächtige festgenommen, die Darkweb-Seite der Gruppe abgeschaltet und zahlreiche Beweise sichergestellt. 8Base war eine der aktivsten Ransomware-Gruppen in der Schweiz und soll mindestens 17 Unternehmen angegriffen haben.