E-Government-Briefing

Das Wichtigste auf einen Blick: E-ID-Diskussionen, DDoS-Angriffe, Anlaufstelle Datenökosystem und Open-Source-Umfrage: Diese und weitere News fielen unseren Expert:innen auf.

Von Marcel Gamma · 28. Januar 2025

Der monatliche Rückblick mit den wichtigsten Entwicklungen bei der Digitalisierung von Schweizer Gemeinden, Städten, Kantonen und dem Bund.

Digitale Verwaltung in der Schweiz

Kanton Basel-Stadt reorganisiert eigene IT-Organisation
Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt will die kantonale IT-Organisation neu aufstellen. Diese sei heute stark fragmentiert und es gebe Probleme mit der Qualität und Stabilität der Informatikdienstleistungen, langen Projektlaufzeiten sowie einem zunehmenden Investitionsstau. Die neue IT-Governance sieht eine stärkere zentrale Steuerung der Projekte und Investitionen vor. Basisdienste sollen künftig nur noch durch einen zentralen Leistungserbringer erbracht werden.

Bund will neue Geschäftsverwaltung einführen
Der Bund plant die Erneuerung seiner Geschäftsverwaltung. Sie soll künftiger einfacher, dezentral und KI-optimiert sein. Der Bundeskanzler hat die entsprechende Strategie genehmigt.

Finanzkontrolle: Empfehlungen für Kostensenkungen bei IT
2023 gab der Bund knapp 1.6 Milliarden Franken für die eigene Informatik aus. Seit Jahren steigen die Kosten kontinuierlich an und überschreiten immer wieder das geplante Budget. Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat nun geprüft, ob und wie die Kosten für Informatik gedämpft werden können. Sie empfiehlt zum Beispiel die Ablösung teurer Legacy-Lösungen und mehr Standard-Software anstelle von Spezialentwicklungen. Oft fehle zudem die Schätzung der Betriebskosten, wenn ein Informatikprojekt den eidgenössischen Räten vorgelegt werde.

Grosser freihändiger Zuschlag des Bundes an Microsoft
Für 150 Millionen Franken erteilte der Bund den Zuschlag für Software-Lizenzen für Office-Anwendungen von Microsoft während 3 Jahren. Aufgrund der «tiefen Integration in die bestehende Systemlandschaft, sowie den vielschichtigen Abhängigkeiten bei den Fachanwendungen» gebe es zurzeit keine andere Möglichkeit, mit der ein lückenloser Betrieb sichergestellt werden könne, so das BBL zur freihändigen Vergabe. Es gebe auch Bestrebungen, «Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern zu reduzieren», so das BBL weiter.

Innovation

SGS übernimmt Schweizer «Digital Trust Label»
Der global tätige Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungskonzern SGS übernimmt das Digital Trust Label, das von der Initiative digitalswitzerland gemeinsam mit Partnern entwickelt wurde. Das Schweizer Gütesiegel für digitale Vertrauenswürdigkeit soll nun international Verbreitung finden.

Schweizer Studie: Mehrheitlich herrscht Optimismus gegenüber KI
Eine neue Studie der Universität St. Gallen zeigt, dass in der Schweiz mehr Optimismus als Angst gegenüber künstlicher Intelligenz (KI) herrscht. Im Rahmen der Studie wurden mehr als 1'000 «Wissensarbeiter:innen» befragt, von der Medienschaffenden bis zum Chemiedozenten. Die Mehrheit der Befragten sieht in KI eine Chance, die eigene Arbeit zu verbessern und produktiver zu werden.

Der Technologieoptimismus jedoch ist nicht uneingeschränkt. Über ein Drittel der Befragten erwartet, dass durch KI Arbeitsplätze verloren gehen werden.

E-ID: Kommt ein Referendum?
«Der E-ID-Entscheid ist ein Meilenstein», so Franziska Barmettler, die neue Chefin des Verbands Digitalswitzerland in einem NZZ-Interview über die E-ID, E-Government sowie KI und Innovation bei der öffentlichen Hand. Derweil sollen Unterschriften gegen die geplante Einführung der E-ID gesammelt werden. Bereits vor mehreren Monaten hat die Piratenpartei entschieden, das Referendum zu ergreifen und auch andere Gruppierungen sprechen sich gegen das Projekt aus.

Der Kanton Wallis verabschiedet Strategie für digitale Bildung
Das neu eingerichtete Amt für digitale Bildung soll die Umsetzung einer entsprechenden Strategie steuern. Das Budget beträgt 6.7 Millionen Franken pro Jahr.

Anlaufstelle Datenökosystem Schweiz beginnt mit der Arbeit
Die Anlaufstelle Datenökosystem Schweiz ist in Betrieb. Die Bundeskanzlei betreibt die Stelle gemeinsam mit dem Bundesamt für Kommunikation, dem Bundesamt für Statistik und der Direktion für Völkerrecht. Die Anlaufstelle soll Grundlagenarbeit für vertrauenswürdige Datenräume und das Datenökosystem der Schweiz leisten, ein gemeinsames Regelwerk erarbeiten und die Zugänglichkeit und Interoperabilität der Datenräume sicherstellen.

Finanzkontrolle: Hochsicheres Datennetzwerk wird teurer
In der Schweiz soll bis Ende 2027 ein hochsicheres Datennetzwerk installiert sein. Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat das Projekt geprüft und schliesst: Es wird teuer und dauert länger.

Bundesrat will Meldewesen in der Beherbergung digitalisieren
Der Bund will das Meldewesen in der Beherbergung schweizweit digitalisieren. Dazu soll die Behördenplattform Easygov ergänzt werden, dies entschied der Bundesrat. Zuvor muss die Verordnung über Zulassung, Aufenthalt und Erwerbstätigkeit (VZAE) revidiert werden.

EPFL-Studie: KI hatte bisher wenig Einfluss auf Wahlergebnisse
Welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz (KI) auf Wahlen? Forscher:innen der EPFL kamen zum Schluss, dass KI-gesteuerte Programme weltweit 2024 nur einen geringen Einfluss auf Wahlergebnisse hatten. Sie können sich dennoch negativ auf die Politik auswirken. So spalte die Verbreitung digital manipulierter Inhalte die politische Meinung in der Bevölkerung weiter und nähre ein Klima des Misstrauens.

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Security bei Schweizer Verwaltungen

WEF löst russische Hacker-Angriffe aus
Die Zürcher und die Waadtländer Kantonalbank sowie die Webseiten von mehreren Luzerner Gemeinden waren rund um das WEF von DDoS-Attacken betroffen, ebenso der Kanton Schaffhausen und die Städte Genf und Siders (VS). Eine russische Hackgruppe bekannte sich zu den Angriffen.

Bund wehrt DDoS-Angriff ab
Am 10. Januar wurde der Bund Opfer eines DDoS-Angriffs. Betroffen waren unter anderem etliche Websites, die Telefonie, Outlook sowie verschiedene Fachanwendungen des Bundes. Gegenmassnahmen hätten die Situation stabilisieren können, sagt der Bund.

Sensible Daten: Berner Amt stellt (vorübergehend) auf Briefpost um
Aufgrund von Sicherheitsbedenken verschickt der Gesundheitsdienst der Stadt Bern sensible Daten wieder per Post anstatt digital. Dabei gehe es vor allem um den Austausch von Daten mit externen Partnern. Das sei jedoch nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einem sicheren digitalen Kanal, halten die Verantwortlichen fest.

Meldungen über betrügerische Polizeianrufe steigen stark
Das Bundesamt für Cybersicherheit hat im vergangenen Jahr rund 63'000 Meldungen verzeichnet. Das ist rund ein Viertel mehr als 2023. Der Anstieg ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Betrüger:innen die Masche der Drohanrufe im Namen der Polizei perfektioniert haben.

Umfrage zu Risiken von Open Source Software
Aufgrund der hohen Verbreitung in der Schweiz und dem Einsatz in teilweise kritischen Bereichen besteht laut Bundesamt für Cybersicherheit ein hohes potenzielles Sicherheitsrisiko beim Einsatz von Open Source Software (OSS) in der Schweiz. Das Amt hat daher in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Testinstitut für Cybersicherheit ein Pilotprojekt gestartet, bei dem OSS-Produkte hinsichtlich Cybersicherheit geprüft werden sollen. Mit einer Umfrage sucht der Schweizerische Gemeindeverband ein OSS-Produkt mit hoher Relevanz und Verbreitung in der öffentlichen Verwaltung.

BAKOM will mehr Cybersicherheit für smarte Geräte
Das Bundesamt für Kommunikation BAKOM verstärkt sein Engagement im Bereich Netz- und Cybersicherheit. Drahtlose Geräte wie Smartphones, Smartwatches, Babyphones o. ä., die mit dem Internet verbunden sind, müssen bessere Garantien in Bezug auf die Cybersicherheit bieten. Diese Anforderungen durchsetzen wird die Sektion «Marktzugang und Cybersicherheit». Die neue Sektion «Sicherheit Netze und Dienste» hat zum Ziel, die Sicherheit und Verfügbarkeit der Fernmeldenetze und -dienste aufrechtzuerhalten und zu stärken.

Mehr Security-News im Security-Briefing Januar 2025