Angelo Roberto, Vorsteher der kantonalen Steuerverwaltung Graubünden. (Video: Samuel Näf)
Wo und wie sind Sie beruflich und privat «digital» unterwegs?
Es ist mir durch die Frage bewusst geworden, wie stark ich im gesamten Alltag schon digital unterwegs bin. Beruflich bin ich seit dem Home-Office sehr mobil. Ich arbeite praktisch nur noch papierlos. Das Allerwichtigste sind ja der Laptop und das Natel, die ich fast immer dabeihabe.
Privat bin ich, was die Finanzen anbelangt, schon sehr stark digital unterwegs, auch was E-Rechnungen, E-Bill, Zahlungsmethoden und so weiter betrifft.
Beruflich kommt dieses Jahr hinzu, dass wir auf einen digitalen Arbeitsplatz umstellen. Da werde ich sicher nochmals einen Schub bekommen, wenn M365 bei uns ausgerollt wird.
Wenn ich ein bisschen Nachhilfe brauche, habe ich glücklicherweise zwei Töchter im Teenageralter, die mir zeigen, wie ich KI-Hilfe-Tools besser integrieren kann, damit ich beruflich, aber auch privat von ihnen profitieren kann. Da sehe ich noch ein wenig Potenzial bei mir.
Welchen Nutzen sehen Sie in der Digitalisierung?
Das Wichtigste ist, dass man keine Angst vor ihr hat und sich langsam herantastet. Jede Veränderung braucht Zeit, damit man sich umstellen kann.
Beruflich ist der Nutzen immens. Ich merke dies durch das papierlose Arbeiten, die zentrale Ablage, auf welche die Leute Zugriff haben, die geteilten Dokumente und so weiter. Das erleichtert die Arbeit, macht sie extrem effizient und fördert auch die Zusammenarbeit mit den engsten Mitarbeitenden und mit allen weiteren Stakeholdern, in der Vertikalen, in der Horizontalen. Auch gegen aussen kann man jederzeit spontan Videocalls, Telefonkonferenzen einberufen, wenn es dringend ist.
Und wenn Sie die Digitalisierung in der Steuerverwaltung des Graubündens betrachten: Sind Sie bereit?
Wir sind bereit. Warum sage ich das? Wir haben es den Steuerpflichtigen seit ein paar Jahren ermöglicht, dass sie medienbruchfrei eine Steuererklärung einreichen können, wen sie dies wünschen. Darum sind wir bereit.
Wir sind auch bei den natürlichen Personen bereit, intern vollständig papierlos zu arbeiten. Wir haben das bei den juristischen Personen geschafft und möchten dies bis 2030 für sämtliche Steuerarten umsetzen. Gegen aussen versuchen wir ebenfalls, wo es geht, eine medienbruchfreie Zusammenarbeit anzubieten.
Das braucht natürlich den guten Willen der Bevölkerung. Derzeit sind wir noch doppelgleisig unterwegs. Unser Ziel ist jedoch klar: In ein paar Jahren wollen wir nur noch die Online-Deklarationslösung nutzen, um die Leute wirklich zu ermuntern, sich im E-Portal anzumelden und bei uns zum digitalen Bürger zu werden.
Wagen Sie eine Prognose: Wie sieht Ihre Verwaltung im Jahr 2030 aus?
Für den Kanton Graubünden wünsche ich mir, dass wir im Jahr 2030 hinstehen und sagen können, dass sich viele Bürger auf dem im letzten Jahr lancierten E-Portal registrieren und es nutzen. Ich wünsche mir gleichzeitig auch, dass der Kanton genügend Ressourcen investiert. Mit Ressourcen meine ich nicht nur personelle, sondern auch den Support.
Denn nur das bringt den Bürger dazu, die Ängste zu nehmen, so dass er diesen Schritt zum digitalen Bürger macht und die gesamte Gesellschaft den grossen Mehrwert dieses E-Portals erfahren kann.
Was muss immer analog bleiben?
Da gibt es nur eine Antwort: der zwischenmenschliche Kontakt. Er ist unheimlich wichtig und man muss ihn beibehalten.
Wenn ich das Beispiel Home-Office nehme, wünsche ich mir, dass wirklich jeder Betrieb für sich das richtige Mass findet, um die betrieblichen Erfordernisse zu erfüllen und dass man digital oder remote arbeiten kann, aber die Menschen auch weiterhin zusammenkommen und sich physisch begegnen. Denn ohne menschliche Kontakte entsteht kein richtiger Team-Spirit. Und darum ist es für mich das A und O, dass man das gesunde Gleichgewicht findet, auch in der Zukunft.