5 Fragen an Hansruedi Born, CIO Kanton Zürich, über die unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Gesetzgebung und Technologiezyklen. (Video: Samuel Näf)
Wo und wie sind Sie beruflich und privat «digital»?
Hansruedi Born: Ich bin Ingenieur und daher stammt die Faszination für Technologie. Ich bin beruflich zu 95% digital unterwegs, ich nutze Sprachassistenten und Prozessautomatisierung innerhalb der geltenden Richtlinien. Privat versuche ich, wo immer sinnvoll und möglich, mich «digital first» zu bewegen.
Welchen Nutzen sehen Sie in der Digitalisierung?
Digitalisierung fokussiert in bestehenden Geschäftsmodellen auf Prozesse. Es geht darum, die Prozesse mit Blick auf Qualität, Durchgängigkeit und Leistungsfähigkeit zu optimieren. Digitalisierung unterscheidet sich von digitaler Transformation dahingehend, dass nicht neue Geschäftsmodelle entwickelt werden, sondern die Wertschöpfung im bestehenden Modell mit Blick auf die Effizienz optimiert wird. Der Nutzen besteht primär aus einer Produktivitätssteigerung und dass das Geschäftsmodell neuen Marktansprüchen angepasst werden kann.
Und wenn Sie die Digitalisierung im Kanton Zürich betrachten: Sind Sie bereit?
Die Voraussetzungen im Kanton Zürich sind gut. Es gibt Legislaturziele, Leitbilder und Strategien, welche die nötige Orientierung geben, und die nötigen personellen und finanziellen Ressourcen. Die Führungskräfte orchestrieren die Veränderungsprozesse mit ihren Teams aktiv. Und bestehende Kooperationen und Partnerschaften bieten eine gute Ausgangslage. Die Rahmenbedingungen stellen eine Herausforderung dar: Die Geschwindigkeit der Gesetzgebung und der Technologiezyklen erzeugt Spannungsfelder. Zudem ist die Verwaltung wegen der Vorgaben des Datenschutzes im Freiheitsgrad etwas eingeschränkt. Und der fehlende Wettbewerbsdruck wirkt nicht beschleunigend bei der Umsetzung.
Wagen Sie eine Prognose: Wie sieht Ihre Verwaltung im Jahr 2030 aus?
Ein Blick in die Glaskugel ist in einer von Unsicherheit geprägten Welt anspruchsvoll. Es gibt Trends, welche die Verwaltung bis dahin beeinflussen. Zum Beispiel E-Government: Im Jahr 2030 werden die Bürgerinnen und Bürger das gesamte Leistungsangebot der Verwaltung digital nutzen können, wenn sie dies möchten. Dies wird Behördengänge weitestgehend eliminieren und die Abwicklung von Behördengeschäften effizienter machen. Für Mitarbeitende wird moderne Technologie wie Robotik und künstliche Intelligenz Teil des Alltages sein.
Was muss immer analog bleiben?
Mit der Digitalisierung wird Kommunikation sehr effizient. Aber die persönliche Interaktion ist zentral wichtig, weil sie die psychologische Sicherheit und das zwischenmenschliche Verständnis sehr stark prägt. Die geistige und physische Regeneration des Menschen geschieht analog. Der menschliche Körper hat eine analoge Sensorik, die sich im Laufe der Evolution immer wieder angepasst hat, aber analog bleiben wird. Und das ist auch gut so!