«Streit im Nobelort. Ein Spiegel-Chalet spaltet Gstaad», titelte 20Minuten Mitte Februar 2019. Ausgelöst hatte die Kontroverse der international renommierte kalifornische Künstler Doug Aitken mit seinem Werk «Mirage Gstaad»: Moderne Kunst mitten in der idyllischen Bergwelt des Berner Oberlands – was die einen fasziniert und als Attraktion sehen, irritiert und verärgert andere.
Helga Baechler gehört zu ersteren, wie sie in ihrem Reise-Blog travelstory.ch durchblicken lässt: «Die Location ist ideal auf einer Anhöhe gewählt. So kann sich das Haus von allen Seiten in der Bergwelt spiegeln. Der Besuch ist gratis, das Gelände zu jeder Zeit frei zugänglich. Noch bleibt genügend Zeit, das Chalet im Sommer, Herbst und im Winter zu erleben: Es wird bis im Januar 2021 an diesem Ort belassen. Jede Jahreszeit reflektiert sich unterschiedlich an den Glaswänden. Besonders im Winter sieht das temporäre Kunstwerk märchenhaft aus, mitten in Schnee und Eis, umzingelt von den kantigen Berggipfeln.»
«Mirage Gstaad» bildet eines der Hauptwerke der Anfang Februar 2019 eröffneten «Frequencies», der dritten Ausgabe der Gstaader «Elevation1049» nach 2014 und 2017. Die von der «Luma Stiftung» der Basler Kunstsammlerin Maja Hoffmann ausgerichtete Ausstellung ist nach Gstaads Höhenlage über dem Meeresspiegel benannt. Sie zeigt jeweils «nach orts- und zeitspezifischen Ausgangskriterien konzipierte Werke» von internationalen Künstlerinnen und Künstlern – überwiegend unter freiem Himmel in und um Gstaad, «um den Dialog zwischen Künstlern und Umgebung zu fördern».
Doug Aitken verfolgt eine breite Palette künstlerischer Ansätze. Sie führen in eine Welt, in der Zeit, Raum und Erinnerung fliessende Konzepte sind. Seine Arbeiten wurden in Ausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt, unter anderem im Whitney Museum of American Art, in der Wiener Secession, in der Serpentine Gallery in London und im Centre Georges Pompidou in Paris. Der 52-Jährige wurde u.a. 1999 an der Biennale in Venedig für seine Installation «Electric Earth» ausgezeichnet und erhielt den Smithsonian American Ingenuity Award 2013 für Visual Arts.
Wie eine Fatamorgana reflektiert «Mirage Gstaad» die Alpenlandschaft «als Teil einer sich ständig wandelnden Begegnung», in der «Himmel und Erde, Subjekt und Objekt, Innen und Aussen in stetem Fluss» sind, wie es im Ausstellungsbeschrieb heisst. Die spiegelverkleideten Oberflächen absorbieren und reflektieren die sie umgebende Landschaft, als ob ihr Äusseres verschwände und als ob ihr Innenraum die Betrachtenden in ein nicht enden wollendes Kaleidoskop aus Licht und Reflexionen zöge.