Vorhang auf

Seit einem Jahr steht die Kulturszene weltweit nahezu still. Die meisten Konzerte und Aufführungen mussten verschoben oder abgesagt werden. Neue, digitale Formen, um dem Publikum kreative Höhepunkte zu Hause näherzubringen, sorgen für kleine Lichtblicke im Alltag.

Von Eugenio Ampudia · 2. März 2021

© Pedro Albornoz, Liceu Opera Barcelona

Die 2292 Plätze des Opernhauses in Barcelona waren beim ersten Konzert nach dem Lockdown im Juni 2020 vollständig besetzt. Was aufs erste Lesen hin nach einer in der aktuellen Corona-Zeit unwirklichen Situation klingt, wird auf den ersten Blick hin verständlicher. Anstelle von Personen waren es ebenso viele Pflanzen, die im grossen Saal Platz genommen hatten – oder eher: platziert wurden. Zur Wiedereröffnung der Musikstätte wählte das «Uceli Quartet» ein zum Publikum passendes Thema: Es führte Giacomo Puccinis «Crisantemi» auf, zu Deutsch: Chrysanthemen. Das rund neunminütige Konzert wurde für alle Nicht-Pflanzen live übertragen.

Kunst und Natur im Einklang
Das Konzert ist auf YouTube erlebbar. Der Einstieg in die Aufführung sorgt sogleich für eine gewisse Normalität – und ein Schmunzeln: Wie vor Aufführungen üblich, werden auch an jenem Abend sämtliche «Zuschauerinnen und Zuschauer» gebeten, ihr Mobiltelefon auf stumm zu schalten, damit alle das Konzert ungestört geniessen können. Ob sich die Pflanzen dran gehalten haben, ist nicht überliefert. Im Anschluss an das Konzert wurden die Pflanzen, allesamt von lokalen Gärtnereien gespendet, mit Sitzplatznummer und Bescheinigung des Künstlers an Mitarbeitende des Gesundheitswesens geschenkt – als Dank für ihr Engagement während der ersten Welle der Corona-Pandemie.

Mit seinem «Concert for the Biocene» – festgehalten in einem siebeneinhalbminütigen Video – wollte der Konzeptkünstler Eugenio Ampudia für einen behutsameren Umgang der Menschen mit der Natur und ihren Pflanzen werben. Und auf die Entwicklungen hinweisen, wie sich die Situation des Planeten Erde aufgrund menschlicher Einflüsse verschlechtert.

© Pedro Albornoz, Liceu Opera Barcelona