Die Titel lassen zunächst keine Vermutung zu, dass die Aufnahmen nicht aus diesem Jahr stammen. Im Gegenteil, wahrscheinlich sind trotz Corona-Restriktionen unzählige solcher Aufnahmen 2021 entstanden. Und dennoch: Alle Bilder sind mindestens 50 Jahre alt. Entstanden zu einer Zeit, in der jenseits des Brenners das «gelobte Urlaubsland» zu liegen schien. Mit Reisebus oder VW Käfer ging es für viele Deutsche an den Gardasee, nach Rimini und Venedig. Die später entwickelten Bilder landeten in einem Fotoalbum, um an Sonne, Strand und Meer zu erinnern. Irgendwann verstaubten und vergilbten die Aufnahmen auf dem Dachboden, lagen achtlos in der Ecke oder ungesehen im Schrank. Was also geschieht mit den Erinnerungen einer ganzen Generation?
Das Archiv des analogen Alltags
Die analogen Aufnahmen haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Auch Dias und Super-8-Filme lassen sich nicht mehr ansehen, wenn der Projektor kaputt ist und es keine Ersatzteile mehr gibt. Das private Archiv dieser «prädigitalen Zeit» droht zu verschwinden und in Vergessenheit zu geraten. Um dem entgegenzuhalten, hat der WDR das Projekt «Digit» initiiert. Er will damit analoges Material ins digitale Zeitalter transportieren und so vor dem Vergessen schützen. Über das Community-Projekt können Privatpersonen ihr Material selbst hochladen, online nach interessanten Fotos suchen oder auch Kontextinformationen mit dem Bildinhalt verknüpfen. Wer will, kann sich durch redaktionell ausgewählte Bilderstreams klicken, kann das Material anderer bewerten oder mit einem Kommentar unter einem Foto helfen, fehlende Informationen zu ergänzen. So bleiben diese Urlaubsgrüsse und Erinnerungen für spätere Generationen bestehen. Und zeigen, dass früher doch nicht alles so anders war…