EU plant die Digitalisierung der Kultur

Die Europäische Kommission hat ihre Pläne für die European Collaborative Cloud for Cultural Heritage angekündigt. Die Initiative verspricht, die Voraussetzungen für den Wissensaustausch und die Digitalisierung zwischen grossen und kleinen Kultureinrichtungen zu schaffen

Von Denis Balgaranov, TheMayor.EU · 30. November 2022

Besonders kleinere Museen (im Bild das Musée Unterlinden in Colmar, Frankreich) sollen von der EU Cultural Heritage Cloud profitieren. (Foto: JuliAn Pierre)

Die neue Cloud soll es Kultureinrichtungen wie Museen, Restauratoren und Wissenschaftler:innen ermöglichen, in einem vernetzten, kollaborativen und digitalen Umfeld zu arbeiten. Die Initiative wurde von der EU-Kommissarin für Innovation und Kultur, Mariya Gabriel, ins Leben gerufen.

Die EU plant, die Cloud im Rahmen von «Horizont Europa» in den Jahren 2023 und 2024 mit 110 Millionen Euro zu finanzieren. Hauptziel der Cloud ist es, ein einheitliches Instrument zu entwickeln, mit dem Institutionen ihr kulturelles Erbe digitalisieren und europaweit gemeinsam nutzen können.

Dies würde wiederum zu einem neuen kollaborativen Ökosystem für den Wissensaustausch im gesamten Sektor führen. Einer der Hauptschwerpunkte der Cloud soll darin bestehen, kleinere und abgelegenere Kultureinrichtungen in die Lage zu versetzen, an einem riesigen, vernetzten Kulturerbe teilzuhaben, das bisher nur grösseren Akteuren, wie z. B. nationalen Museen, vorbehalten war.

Ein grosser Teil des europäischen Kulturerbes hat den Sprung ins digitale Zeitalter noch nicht geschafft

Einem von der Kommission veröffentlichten Dokument zufolge sind nur 30 bis 50 % der bedeutenden Kultursammlungen digitalisiert. Die Zahl der in 3D modellierten Werke ist nochmals deutlich geringer. Doch auch die bereits digitalisierten Kultursammlungen kämpfen noch mit Problemen: Die Digitalisierungsmethoden sind nicht standardisiert und die Verfahren werden häufig von Drittunternehmen durchgeführt und kontrolliert, die nicht den europäischen Rechtsvorschriften unterliegen.

Genau hier will die Heritage Cloud Abhilfe schaffen und gleichzeitig kleineren regionalen Einrichtungen Zugang zu den EU-Förderprogrammen verschaffen. Die Förderprogramme sollen ihnen wiederum helfen, ihre eigenen Sammlungen zu digitalisieren.

Die Kommission plant, Tools zur Digitalisierung, zum Studium von Kunstwerken und zur Dokumentation von Daten anzubieten. Allein diese Massnahmen dürften dazu beitragen, die Konservierungs- und Restaurierungsverfahren zu verbessern. Darüber hinaus wird es den Museen, vor allem den regionalen und kleineren, die Möglichkeit geben, auf das umfangreiche europäische Kulturerbe zuzugreifen, zusammengefasst auf einer Plattform.

Dieser Text erschien zuerst bei TheMayor.EU

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Über Denis Balgaranov

Denis ist Redakteur bei TheMayor.EU. Er ist ein preisgekrönter Autor von Belletristik und hat einen Bachelor in Cinema- und Screenwriting. Er interessiert sich für Städte und die Art und Weise, wie sie Gewohnheiten, Lebensräume, Ideen und soziale Bewegungen formen und gleichzeitig Räume für den individuellen Ausdruck von Talent oder Anonymität sind.