Der monatliche Rückblick mit den wichtigsten Entwicklungen bei der Digitalisierung von Schweizer Gemeinden, Städten, Kantonen und dem Bund.
Digitale Verwaltung in der Schweiz
Auslandschweizer:innen im Fokus
Der Bund bietet ab November Schweizer:innen im Ausland eine eigene Smartphone-App. Sie soll es den Behörden ermöglichen, sie rechtzeitig über Relevantes zu informieren.
In Lugano trafen sich derweil rund 400 Personen aus 40 Ländern zum 98. Auslandschweizer-Kongress unter dem Titel «Welche Herausforderungen für unsere Demokratie?». Auf der Prioritätenliste ganz oben stand dabei auch «die geplante Einführung einer elektronischen Identität im Rahmen des E-Votings», wie es in den Medien hiess.
Digitalisierung: Viele Gemeinden sind selbstkritisch
Der Verein «Myni Gmeind» hat erneut eine Umfrage zum Thema Digitalisierung durchgeführt. 760 Schweizer Gemeinde-Vertreter:innen erteilten Auskunft zum Ist-Zustand der Digitalisierung. Das Resultat: Die allermeisten nehmen die Digitalisierung als Chance wahr, aber fast 60 % sehen die eigene Gemeinde als Nachzügler bei technologischen Innovationen. Als «Vorreiter» sehen sich nur wenige.
NZZ: Schweiz wird beim E-Government abgehängt
Beim E-Government sollen Länder wie Dänemark oder Finnland die Schweiz abgehängt haben, glaubt der Autor der NZZ zu wissen. «Mit der Digitalisierung scheint der Preis, den die Schweiz für Föderalismus, Konsenskultur und direkte Demokratie zu zahlen hat, zugenommen zu haben. Gemeinden und Kantone werkeln an eigenen E-Government-Lösungen. Dabei kommt das Milizsystem punkto Know-how an seine Grenzen. Die parallel laufenden Projekte führen zu einer Fragmentierung der IT-Lösungen und zu einer Vervielfachung der Kosten.»
Graubünden schickt E-Government-Gesetz in die Vernehmlassung
Ab 2024 sollen im Kanton Graubünden digitale Behördengänge möglich sein. Die Bündner Regierung schickte ein entsprechendes Gesetz in die Vernehmlassung. Rein digital ist die Zukunft aber nicht, nicht-elektronische Zugänge soll es weiterhin geben.
Security bei Schweizer Verwaltungen
Bug-Bounty-Programm 1
Vor einem Jahr prüfte die Bundesverwaltung erstmals mit Bug-Bounty-Tests einige ihrer IT-Systeme. Dabei können externe Security Forscher Lücken suchen und für gefundene eine Prämie («Bounty») erhalten. Der Bund wertete dieses Pilotprojekt als Erfolg, deshalb soll eine zentrale Bug-Bounty-Plattform aufgebaut werden. Die Federführung übernimmt das NCSC, die Plattform kommt von Bug Bounty Switzerland.
Bug-Bounty-Programm 2
Die Post baut ihr laufendes Bug-Bounty-Programm für ihr E-Voting-System aus. Nun können ethische Hacker auch die E-Voting-Infrastruktur angreifen.
Bug-Bounty-Programm 3
Die Kantone Thurgau und St. Gallen haben ein neues Ergebnisermittlungssystem für Wahlen und Abstimmungen bei Abraxas beschafft und liessen es bis anhin intern von 140 IT-Expert:innen auf Sicherheitslücken prüfen. Nun kann wie geplant jedermann den ersten Teil des Quellcodes selbst untersuchen und das System angreifen. Abraxas hat für das Bug-Bounty-Programm denselben Partner wie der Bund gewählt. Zu den Hintergrund-Informationen
Bülach informiert über Cyberattacke
Die Stadt Bülach hat ausführlich über den Cyberangriff auf ihre Verwaltung informiert. Auf Lösegeldforderungen sei man nicht eingegangen, sagten die Verantwortlichen. Es seien wohl keine Daten von Einwohnerinnen und Einwohnern gestohlen worden. Es gebe zurzeit keine Hinweise auf Datenverlust, teilte die Stadt mit. Weitere Informationen machte die Stadt nicht und verwies auf laufende polizeiliche Ermittlungen.
Innovation
Ist Video-Identifikation die Zukunft beim Bund?
Die Bundesverwaltung will testen, ob Video-Identifikation für den Zugang zu internen Applikationen geeignet ist und sie einfacher und weniger aufwändig sein kann als herkömmliche Smartcards.
Open Data: Thurgau schreitet voran
Der Regierungsrat des Kantons Thurgau gibt grünes Licht für die Erarbeitung einer Open-Government-Strategie und eines Open-Government-Data-Reglements. Damit solle «ein langfristiges Zukunftsbild für #OpenData im Thurgau verankert werden», so die Verantwortlichen. Eine entsprechende Projektorganisation wurde ebenfalls eingesetzt.
Zürich testet Stadtplanung mit Sensoren und «Daten-Spenden»
Die Stadt Zürich testet von der ETH Zürich entwickelte Sensoren, die ermitteln sollen, wie lange und wie häufig Passant:innen auf Sitzgelegenheiten auf öffentlichen Plätze verweilen. Die Stadt hofft, mit den erhobenen Daten die Planung von öffentlichen Räumen verbessern zu können.
Die Stadt Zürich ruft zudem zum «Daten spenden» auf. Mithilfe der freiwilligen Datenspende – dem Teilen von Mobilitätsdaten – will die Stadt das Mobilitätsverhalten besser verstehen. Im Fokus ist der Bereich Fuss- und Veloverkehr, den man datengestützt gezielt fördern könnte. Die Erkenntnisse aus den Datenspenden werden in anonymisierter und transparenter Form Verwaltungen, Forschungsinstitutionen und weiteren Organisationen zur Verfügung gestellt.
Über Marcel Gamma
Marcel Gamma arbeitet seit seiner Webmaster-Ausbildung 1998 praktisch ausschliesslich im Bereich IT- und Online-Kommunikation. Er ist Senior Communication Manager bei Abraxas. Zuletzt war er 5 Jahre Chefredaktor von inside-it.ch und inside-channels.ch, davor Kommunikationsverantwortlicher des Verbands swissICT, Ressortleiter der Aargauer Zeitung, Consultant bei einer Full-Service-Webagentur und Content Coordinator und Online-Journalist bei bluewin.ch.