E-Government-Briefing

M365, private E-ID, Chat-GPT, autonome Systeme und weitere Innovationen für die digitale Schweiz fielen unseren Expert:innen im Juli auf.

Von Marcel Gamma · 26. Juli 2023

Der monatliche Rückblick mit den wichtigsten Entwicklungen bei der Digitalisierung von Schweizer Gemeinden, Städten, Kantonen und dem Bund.

Digitale Verwaltung in der Schweiz

Auch Bern setzt auf Cloud
Kanton und Stadt Bern gehen in die Cloud und werden Microsoft 365 nutzen. Das Umstellungsprojekt in der Stadt Bern beginnt im August 2023, beim Kanton 2024. Diverse andere Verwaltungen haben denselben Entscheid gefällt.

Kanton Luzern will private E-ID-Zwischenlösung
Für ein geplantes E-Government-Portal will der Kanton Luzern eine eigene E-ID einsetzen, bis die schweizerische verfügbar ist. Sie soll ab 2024 für maximal fünf Jahre nutzbar sein und, so die Luzerner Zeitung, Firmen sollen die E-ID herausgeben. Allerdings sehen Parteien das «Luzerner Vorpreschen» laut Medien kritisch und der kantonale Datenschützer meldet Bedenken an.

«eBauSO»: Solothurn führt digitale Baugesuche ein
Der Kanton Solothurn will Baugesuche in Zukunft digital abwickeln. Der Kantonsrat hat die Vorlage und den Projektkredit für «eBauSO» einstimmig angenommen. Ab August 2024 soll die Lösung etappenweise eingeführt werden. Bis Mitte 2025 soll das Projekt abgeschlossen sein. Die Bearbeitung von Einsprache-Verfahren ist nicht Teil des Projekts.

CIO des Kantons Zürich über aktuelle Herausforderungen
In einem Interview mit dem Branchenportal inside-it.ch äussert sich der AfI-Chef und CIO des Kantons Zürich zum digitalen Arbeitsplatz, Nutzungsrichtlinien für den Public-Cloud-Einsatz und Restrisiken. Das Interview

Digitale Verwaltung Schweiz publiziert Jahresbericht
Der Jahresbericht 2022 der Digitalen Verwaltung Schweiz fasst die Aktivitäten zusammen und bietet einen Überblick über die Umsetzungsziele. Er wurde vom politischen Führungsgremium der DVS genehmigt und ist auf der Website der DVS als PDF-Download verfügbar.

Nidwalden sieht sich als Adaptierer in der Digitalisierung
Als Antwort auf eine Interpellation zur Vision der Digitalisierung schreibt die Nidwaldner Regierung: «Der Kanton Nidwalden hat grundsätzlich die Haltung in der Digitalisierung, dass wir nicht die digitalen Vorreiter der Schweiz sind, sondern die Adaptierer.» Nidwalden und Obwalden und ihre Gemeinden könnten mit einer Informatikvereinbarung auf eine gute Basis bauen und wollen von anderen Kantonen lernen. 2023 soll eine Bedarfsanalyse entstehen, bis 2027 sollen laut Informatikstrategie 2022 auf kantonaler und kommunaler Ebene alle wichtigen Verwaltungsprozesse optimal mit Informatikmitteln unterstützt und weitgehend digital abgewickelt werden.

Horgen lanciert Digitalisierungsprojekt «Kultureller Wandel»
Der digitale sei auch ein kultureller Wandel, meldet die Zürcher Stadt Horgen. «Durch die zunehmende Verbreitung digitaler Technologien und die damit einhergehenden Veränderungen in der Art und Weise, wie wir kommunizieren, arbeiten und Informationen konsumieren, hat sich unsere Gesellschaft stark verändert». Um die Mitarbeitenden für die Verwendung der neuen digitalen Lösungen zielgerichtet zu sensibilisieren und befähigen, wurde das Digitalisierungsprojekt «Kultureller Wandel» initialisiert, das zuerst eine Standortbestimmung vornimmt. Horgen ist Aktionär und Kunde von Abraxas.

Security bei Schweizer Verwaltungen

Phishing-E-Mails mit «bundesrätlichen Absendern»
Derzeit kursieren neue Phishing-E-Mails mit vermeintlich offiziellen Absendern wie Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider. Laut Bund haben diese nichts mit dem jüngsten Hackerangriff auf eine Berner IT-Firma zu tun.

Gehackte Behördendaten weiterhin im Darknet
Die Daten aus dem Hack eines IT-Dienstleisters der öffentlichen Hand sollen weiterhin im Darknet verfügbar sein, so Medien. Darunter sollen u. a. auch die Privatadressen der Bundesrät:innen sowie Informationen zum Schutz von Botschaften und deren Mitarbeitenden zu finden sein. Der Bundesrat hat einen Krisenstab eingesetzt und lässt IT-Verträge prüfen. Laut dem NCSC stecke kein gezielter Angriff auf den Bund hinter dem Hack. Auch die Lösegeldforderung wurde laut NCSC nur an den IT-Dienstleister gestellt. «Alle Geschädigten werden informiert, per Post oder per E-Mail», so NCSC-Direktor Florian Schütz laut Medien.

Bund erinnert seine IT-Dienstleister an Security-Massnahmen
Der Bund hat seinen 2'800 IT-Dienstleistern in einem Brief empfohlen, zu prüfen, ob sie mehrere genannte Anforderungen erfüllen. Falls Schwachstellen entdeckt würden, solle das NCSC verständigt werden.

Raffinierte Phishing-E-Mails im Namen von SBB und Swisspass
Im Namen von SBB und Swisspass werden aktuell täuschend echte Phishing-Mails versandt. Dies stehe nicht im Zusammenhang mit dem Ransomware-Angriff auf einen IT-Dienstleister, von welchem auch die SBB betroffen ist.

Wie weiter mit Quantencomputern?
Mit der Rechenleistung von Quantencomputern sind grosse Hoffnungen und Erwartungen verbunden. Sie können gleichzeitig eine grosse Gefahr für die Cybersicherheit darstellen, falls sie heutige, sichere Verschlüsselungsmethoden innert kürzester Zeit knacken könnten. Die Schweiz habe noch keine explizite Strategie für Quantum-Cybersicherheit geplant, so das NCSC. Mit einer Interpellation will Judith Bellaiche, Geschäftsführerin des IT-Branchenverbands Swico und GLP-Nationalrätin, eine Strategiediskussion einleiten.

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Innovation

Erste Gov-Tech-Innovationsbörse organisiert
Die Bundeskanzlei hat erstmals eine «GovTech-Innovationsbörse» durchgeführt. In dieser haben Teilnehmende aus der Bundesverwaltung mit 28 Schweizer Start-ups Ideen und Lösungsvorschläge zu konkreten Herausforderungen im E-Government entwickelt.

Sichere Software-Entwicklung und digitaler Föderalismus
Mit Zukunftsvisionen befasste sich das «SWISS eGOVERNMENT FORUM» mit dem Motto «Digitaler Föderalismus – Vorgaben, Hürden, Lösungen». Hier ging es um zentrale Fragen, zum Beispiel, wie eine engere Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden aussehen kann und welche Herausforderungen anstehen. Abraxas gewährte in einer Solution-Präsentation am Beispiel des neuen Ergebnisermittlungssystems für Wahlen und Abstimmungen einen Einblick, wie bei Abraxas sichere Software entsteht.

Neuer Leitfaden für Regulierung von autonomen Systemen
Der Kanton Zürich hat für autonome Systeme einen Leitfaden für Regulierungsfragen publiziert. «Der Fokus liegt auf geschäftlich genutzten Systemen mit Bodenkontakt, die sich im öffentlichen Raum bewegen», so der Kanton und richte sich an Hersteller in der Schweiz. Es thematisiert Aspekte wie das Inverkehrbringen, Haftung oder Entwicklungen in der EU. Der Leitfaden Autonome Systeme

KI soll rätoromanisch bewahren helfen
Ein Bot soll helfen das bündnerromanische Idiom Vallader zu fördern und zu bewahren. Der Assistent basiert auf dem im März veröffentlichten GPT-4 von OpenAI und wurde an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW entwickelt. In einem Feldversuch wurde der Bot im Unterengadiner Dorf Tarasp Fontana getestet. Das Ergebnis sei vielversprechend. Dies meldet das IT-Branchenportal inside-it.ch.

Bern baut Vacme-Plattform aus
Die im Auftrag des Kantons Bern für die Covid-19-Impfung entwickelte Plattform Vacme soll kontinuierlich ausgebaut werden. In einem Pilotprojekt können registrierte Einwohner:innen des Kanton auch die Impfung gegen Affenpocken und Zeckenimpfungen über das Onlineportal buchen.

Wahlen: KI-Kodex für Parteien im Gespräch
Nach der Kontroverse um ein durch künstliche Intelligenz kreiertes FDP-Plakat planen die Parteien im Vorfeld der Wahlen eine Selbstverpflichtung gegen Manipulationen durch künstliche Intelligenz. Die Parteien reagieren positiv auf die Idee, ausgenommen die SVP.

Marcel Gamma

Über Marcel Gamma

Marcel Gamma arbeitet seit seiner Webmaster-Ausbildung 1998 praktisch ausschliesslich im Bereich IT- und Online-Kommunikation. Er ist Senior Communication Manager bei Abraxas. Zuletzt war er 5 Jahre Chefredaktor von inside-it.ch und inside-channels.ch, davor Kommunikationsverantwortlicher des Verbands swissICT, Ressortleiter der Aargauer Zeitung, Consultant bei einer Full-Service-Webagentur und Content Coordinator und Online-Journalist bei bluewin.ch.