E-Government-Briefing Oktober 2025

Der Bundesrat will die Fahrzeugzulassung digitalisieren, im Kanton Zürich startet ein Pilotversuch, damit Menschen mit Sehbehinderung künftig ohne Hilfe abstimmen und wählen können, und Schweizer Unternehmen geraten zunehmend ins Visier einer berüchtigten Gruppe von Cyberkriminellen. Diese und weitere News finden sich im E-Government-Briefing vom Oktober.

Von Marius Gartmann · 31. Oktober 2025

Der monatliche Rückblick mit den wichtigsten Entwicklungen bei der Digitalisierung von Schweizer Gemeinden, Städten, Kantonen und dem Bund.

Digitale Verwaltung in der Schweiz

Digitale Vernehmlassung in Basel
Der Kanton Basel-Stadt macht die digitale Vernehmlassung zum Standard: Stellungnahmen zu Gesetzesvorlagen sollen künftig grundsätzlich online eingereicht werden. Der postalische Weg bleibt jedoch weiterhin möglich. Zudem werden alle Eingaben nach Abschluss öffentlich einsehbar, davon ausgenommen sind Beiträge von Privatpersonen. Die digitale Plattform ist auf der Webseite des Kantons mit einem entsprechenden Login aufrufbar.

Luzern und Bern setzen weiterhin auf Microsoft 365
Trotz Diskussionen rund um den Datenschutz und Fragen der digitalen Souveränität hält der Luzerner Regierungsrat an Microsoft 365 fest. Kritiker bemängeln den Einsatz der US-Cloud wegen möglichem Datenzugriff durch den «Cloud Act». Der Regierungsrat bezeichnet M365 hingegen als effizienteste und stabilste Lösung. Auch im Kanton Bern sehen die Verantwortlichen keine funktionell und wirtschaftlich angemessene Alternative: Die Verwaltung verlängert den Vertrag mit dem US-Konzern für 27 Millionen Franken um weitere drei Jahre.

Erfolgreiches E-Voting in der Ostschweiz
Erstmals konnten auch die Städte St. Gallen und Gossau E-Voting bei der Abstimmung vom 28. September 2025 einsetzen. In Gossau stimmten 6.6 % und in St. Gallen 2.9 % der Stimmberechtigten elektronisch ab. Der Einsatz verlief laut Behörden reibungslos.

Stadt Zürich modernisiert IT
Die Stadt Zürich erneuert ihre IT bis zum Jahr 2030 für knapp 40 Millionen Franken. Geplant sind neue Fachapplikationen, Cloudlösungen und stärkere Sicherheitsmassnahmen zur Vereinfachung von Prozessen und Erhöhung der Effizienz.

Dübendorf setzt auf Abraxas ABACUS
Die Gemeinde Dübendorf löst die bisherige Lohninfrastruktur mit Abraxas ABACUS ab. Die Stadtverwaltung, die Primarschule sowie das Alters- und Spitex-Zentrum haben sich im Zuge dessen gemeinsam entschieden, künftig die gleiche Software im Bereich Lohn- und HR-Management zu betreiben. 

Wahlen & Abstimmungen: Pilotversuch für Menschen mit Sehbehinderung
Im Kanton Zürich können Blinde und Sehbeeinträchtigte bei der Volksabstimmung vom 30. November erstmals ohne fremde Hilfe und damit geheim abstimmen. Möglich macht das eine spezielle Abstimmungsschablone des Bundes, die im Kanton Zürich als Pilotversuch getestet wird. 

Abraxas entwickelt die Thurgauer Steuerlösung weiter
Die Thurgauer Regierung hat einen Auftrag zur Weiterentwicklung der Steuer-Softwaremodule Quellensteuer, Veranlagung natürliche Personen, Verrechnungssteuer und Bezug an Abraxas vergeben. Der Auftrag steht unter Vorbehalt der Budgetgenehmigung durch den Grossen Rat.

Innovation

Albert Rösti: KI als Chance für Innovation und Unabhängigkeit
Am Digitalswitzerland Forum 2025 wurde der «AI Action Plan» als nächste Etappe auf dem Weg zu einer souveränen digitalen Schweiz lanciert. Bundesrat Albert Rösti betonte die Chancen der KI für Innovation und Unabhängigkeit. Er forderte einen mutigen Umgang mit der Technologie statt einem angstgetriebenen Ansatz. Die Veranstaltung markierte zugleich den Auftakt für einen für 2027 geplanten AI-Summit in Genf.

Bundesrat will die digitale Fahrzeugzulassung
Der Bundesrat plant, die Fahrzeugzulassung zu digitalisieren. Ab dem 1. Januar 2026 sollen Zulassungen dank elektronischen Übereinstimmungsbescheinigungen (eCoC) komplett digital möglich sein. Damit passt sich die Schweiz der EU an, die ab Juli 2026 nur noch digitale Fahrzeugdokumente erlaubt. Ziel ist ein vereinfachtes, papierloses Verfahren mit direktem Datenaustausch zwischen Herstellern, Importeuren, Händlern und Behörden.

Kanton Bern: Digital statt eingeschrieben
Eingeschriebene Briefe an die Verwaltung könnten im Kanton Bern ab 2030 der Vergangenheit angehören: Künftig soll die Bevölkerung den Verkehr mit der Kantonsverwaltung vollständig digital abwickeln können – als Ergänzung zum bisherigen Briefkanal. Im nächsten Schritt wird festgelegt, wie die Lösung technisch umgesetzt werden soll. 2029 behandelt der Grosse Rat das Geschäft.

11 x im Jahr relevante Beiträge zur digitalen Schweiz in der Inbox?
Jetzt Newsletter abonnieren

Security bei Schweizer Verwaltungen

BACS präsentiert Konzept für die Bewältigung von Cybervorfällen
Das Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) hat ein neues Konzept präsentiert, welches aufzeigt, wie der Bund Wirtschaftsakteure, Kantone und die Verwaltung bei der Bewältigung von Cybervorfällen unterstützt. Das Konzept beruht auf einer Einstufung des Schweregrads von Cyberangriffen in vier Stufen. Diese Stufen sind die Grundlage dafür, wie stark eine Unterstützung durch das BACS zum Tragen kommt.

Ransomware-Bande greift Schweizer Unternehmen an
Die Cybercrime-Gruppe «Akira» intensiviert ihre Aktivitäten in der Schweiz: Bisher sind hierzulande rund 200 Unternehmen bekannt, die Opfer ihrer Ransomware-Angriffe geworden sind. Die tatsächliche Zahl betroffener Firmen dürfte aber noch weit höher liegen. Die Behörden gehen von einer grossen Dunkelziffer aus.

BACS zieht positive Bilanz nach sechs Monaten Meldepflicht 
Seit dem 1. April 2025 müssen Betreiber:innen kritischer Infrastrukturen Cyberangriffe innerhalb von 24 Stunden beim Bundesamt für Cybersicherheit melden. In den ersten sechs Monaten gingen 164 Meldungen ein – am häufigsten wegen DDoS-, Hacking- oder Ransomware-Angriffen. Seit dem 1. Oktober gelten bei Meldeverstössen Sanktionen, die Bussen von bis zu 100'000 Franken vorsehen.

Luzern vereinfacht Meldeweg bei Cybervorfällen
Der Kanton Luzern hat ein Online-Formular aufgeschaltet, über das Unternehmen und Organisationen Cyberangriffe oder Sicherheitsvorfälle melden können. Dies geschehe im Kontext der neuen gesetzlichen Meldepflicht an das BACS. Der Kanton will mit dem Tool die Schwelle für Meldungen senken und den Meldeprozess standardisieren.