
Digitalisierung: Fortschritte – aber auf wackligem Fundament
Die diesjährige Gemeinde-Umfrage 2025 des Vereins Myni Gmeind und des Schweizerischen Gemeindeverbands wurde von 621 Gemeinden beantwortet – das entspricht rund 30 % aller Schweizer Kommunen. Damit liefert sie ein aussagekräftiges Bild zum Stand der digitalen Transformation.
Positiv: Die Digitalisierung wird klar als Chance wahrgenommen – trotz anhaltender Herausforderungen. 81 % der Gemeinden nennen Effizienzsteigerung, 80 % besseren Service für Bevölkerung und Wirtschaft als zentrale Treiber ihrer Digitalisierungsbemühungen. Auch flexible Arbeitsformen und Kommunikationsstärkung stehen hoch im Kurs.
Gleichzeitig zeigen sich strukturelle Schwächen: Der Anteil der Gemeinden mit einer eigenen Digitalisierungsstrategie stagniert bei nur 19 %. Die Koordination liegt oft in Händen einzelner Personen – meist bei Gemeinde- oder Stadtschreiber:innen. Über die Hälfte der Gemeinden geht Projekte weiterhin eigenständig an, statt sich in regionalen Verbünden zusammenzuschliessen. Der Wunsch nach professioneller Unterstützung ist hoch – sei es in Prozessen, Tools oder Know-how.
Ernüchternde Realität: Cybersicherheit oft ungenügend geregelt
Cybersicherheit ist in den Gemeinden kein theoretisches Szenario mehr – Angriffe sind real und nehmen zu. Doch die Umfrage zeigt: Ein grosser Teil der Kommunen ist schlecht vorbereitet. Fast ein Drittel der Gemeinden in der Deutschschweiz und rund die Hälfte in der Westschweiz sowie im Tessin verfügen über keine oder nur rudimentäre Inventare. Und: Wer nicht weiss, welche Daten und Systeme geschützt werden müssen, kann diese auch nicht wirksam verteidigen
Bei zentralen Bereichen wie Notfallplänen, Risikomanagement oder Schulung der Mitarbeitenden zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Mehrheit der Gemeinden arbeitet entweder mit Standardlösungen oder gar keinen strukturierten Ansätzen. Nur eine Minderheit hat optimierte, auf ihre spezifischen Bedürfnisse abgestimmte Massnahmen implementiert.
Grosser Unterstützungsbedarf
Die Umfrage offenbart auch einen Nachholbedarf in der Unterstützung durch Dritte. In der Westschweiz und im Tessin gaben mehr als 50 % der Gemeinden an, dass sie bei Cybersecurity-Themen wie Schulung, Inventarführung oder der Erarbeitung von Notfallplänen auf externe Hilfe angewiesen sind. In der Deutschschweiz sind die Werte zwar etwas tiefer, doch auch hier liegt der Unterstützungsbedarf bei über einem Drittel.
Ein weiteres Problem: Es fehlt an klaren, kantonal oder national koordinierten Vorgaben. In vielen Gemeinden wird nach wie vor improvisiert – die Rückmeldung «Wir basteln uns das selbst zusammen» ist in den qualitativen Kommentaren zu lesen. Der Ruf nach zentral abgestimmten Lösungen für IT-Management und Sicherheit ist deutlich hörbar.
Fazit: Digitalisierung braucht Fundament – und Schutz
Die Umfrage zeichnet ein differenziertes Bild: Die digitale Transformation ist angekommen, wird von vielen Gemeinden aktiv gestaltet – aber sie steht auf unsicherem Grund. Ohne klare Strategien, koordinierte Projekte und gezielte Investitionen bleiben Digitalisierungsvorhaben Stückwerk.
Die Resultate zeigen aber auch: Bei Cybersicherheit gibt es Nachholbedarf. Wer die Digitalisierung ernst nimmt, muss Cybersicherheit zur Chefsache machen. Dazu gehört ein vollständiges IT-Inventar, klare Prozesse im Krisenfall, Schulungen für Mitarbeitende und ein professionelles Risikomanagement. Die Mehrheit der Gemeinden steht hier noch am Anfang. Es braucht gezielte Unterstützung, aber auch politischen Willen, um digitale Resilienz aufzubauen.
Abraxas ist Partnerin von Myni Gmeind
Der 2018 gegründete gemeinnützige Verein Myni Gmeind unterstützt Gemeinden und Regionen. Die gemeinsamen Projekte zielen darauf ab, die Lebensqualität der Einwohner:innen, die Attraktivität als Wirtschafts- und Arbeitsstandort sowie die Effizienz der Behördentätigkeit zu erhöhen. Der Schweizerische Gemeindeverband ist seit 2019 Partner des Vereins.
Zu den kompletten Resultaten der Umfrage: https://mynigmeind.ch/de/umfrage/