Valérie Thommen, Leiterin ICT bei der SVA St. Gallen, will, dass durch die Digitalisierung die Technik in den Hintergrund rückt. (Video: Samuel Näf)
Wo und wie sind Sie beruflich und privat «digital»?
Valérie Thommen: Privat benutze ich seit mehreren Jahren kein Portemonnaie mehr. Alles digital zu erledigen, funktioniert vor allem in der Schweiz schon sehr gut. In meinem Alltag komme ich weitgehend ohne Bargeld aus. Auch beruflich setze ich ganz auf das digitale Arbeiten. Alles, was ich noch in Papierform erhalte, scanne ich gleich ein. Dass ich bewusst auf einen fixen Arbeitsplatz verzichte, passt folgerichtig zu meiner digitalen Arbeitsweise. Als Leiterin ICT ist es für mich stimmig, in dieser Beziehung meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas vorzuleben.
Welchen Nutzen sehen Sie in der Digitalisierung?
Der grösste Vorteil der Digitalisierung gerade von Dienstleistungen ist, dass sie überall und jederzeit genutzt werden können. Damit bieten wir unseren Kundinnen und Kunden bereits einen spürbaren Mehrwert. Aber auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen die Chance, orts- und zeitunabhängig zu arbeiten. Als ICT haben wir diese Herausforderung schon vor längerer Zeit angenommen und sind heute entsprechend sehr gut aufgestellt.
Welche Digitalisierungsziele haben Sie in Ihrem Unternehmen?
Die Digitalisierungsstrategie der SVA St. Gallen legt klare Ziele fest. Ganz klar steht der Nutzen für unsere Kundinnen und Kunden im Zentrum. Dazu gehört sicherlich, dass wir Services rund um die Uhr anbieten. Wichtig ist uns auch, die Kundenbeziehungen gesamthaft zu denken und nicht nur Insellösungen anzubieten. In der Erarbeitung von Lösungen wägen wir genau ab, ob ein individuelles Vorgehen zielführend ist oder ob eine Kooperationslösung schweizweit sinnvoller ist.
Wagen Sie eine Prognose: Wie sieht die SVA St. Gallen im Jahr 2030 aus?
Eine spannende Frage, mit der ich mich bereits im Rahmen einer Foresight-Studie befasst habe. Darin habe ich verschiedene Szenarien für das Jahr 2030 ausgearbeitet. Mein bevorzugtes Szenario sieht so aus: Wir haben mehr Zeit für unsere Kundinnen und Kunden. Wir können verstärkt auf ihre Bedürfnisse eingehen und sie noch persönlicher beraten. Dabei soll die Technik in den Hintergrund rücken und ganz selbstverständlich den Beratungsprozess unterstützen.
Gibt es Dinge, die immer analog bleiben müssen?
Im beruflichen Kontext ist dies sicher die Beratung. Auch wenn ich begeistert bin von den technischen Möglichkeiten, so bleibt das direkte Gespräch, der unmittelbare Kontakt zu den Kundinnen und Kunden wichtig. Persönlich freue ich mich immer über Postkarten aus den Ferien oder auch eine von Hand geschriebene Geburtstagskarte. Deshalb schreibe auch ich bei sich bietenden Gelegenheit gerne eine Karte.