Analog-digital unterwegs im Safiental

Als ob es die Verantwortlichen der ART SAFIENTAL frühzeitig geahnt hätten… Das diesjährige Schwerpunktthema kommt den aktuellen Begrenzungen von Menschenansammlungen optimal entgegen – und nimmt die grossen Innovationsschübe in der Digitalisierung auf. Unter dem Titel «ANALOG – DIGITAL» wird nur ein Teil der Werke physisch installiert, andere werden erstmals «digitaler Natur» sein. Optimale Voraussetzungen also, um in den Genuss spannender digitaler Kunst und analoger Landschaft zu kommen.

Von Manuel Rossner · 9. Oktober 2020

©Manuel Rossner / ART SAFIENTAL

Die Rheinschlucht ist an sich bereits spektakulär. Doch die Virtual Reality-Station in einem Heustock eines alten Walserstalls setzt noch eins oben drauf: Sie bildet den Startpunkt einer Reise auf rund hundert Meter über dem Boden, um gigantische gelbe, grüne, rote und blaue aufgeblasene Farblinien im virtuellen Raum zu betrachten. Dank Virtual-Reality-Brille (und Hochleistungsrechner im Hintergrund) können Flüsse, neue Mauern und Schwellen sowie nachgezeichnete Wege und Berge «schwebend» erlebt werden.

Manuel Rossner erschafft mit «FLOATING BACKWARDS» – dank Drohnenbildern des Safientals – ein Abbild der Welt, in die er seine digital erstellten Skulpturen integriert. Er ist dafür bekannt, mit seinen Kunstwerken zu zeigen, wie sich die technologische Evolution auf die Menschheit auswirkt und wie sie unsere Wahrnehmung der Welt verändert.

©Frölicher/Bietenhader

Pixelfehler auf der Wiese
Das Schweizer Duo Selina Frölicher und Micha Bietenhader treibt in seiner Arbeit als «frölicher | bietenhader» ein leichthändiges und genaues Spiel mit analogen und digitalen Medien, Apparaten, alten und neuen Schnittstellen, Bildern, Glühbirnen, vorgefundenen Räumen und Umgebungen. In Bäch haben sie sich dem «Glitch», was in der Medientechnik die kurzzeitige Falschausgabe von Bild- und Toninhalten bezeichnet, angenommen. Der sonst flüchtige Pixelfehler ist real, dreidimensional gebaut und umhüllt einen Walserstall. Diese Ummantelung thematisiert den technologischen Wandel in der Architektur und Landwirtschaft. Diese Zweigleisigkeit spiegelt sich auch  im Werktitel: «Ctrl + s» (Prekäre Stellen) ist einerseits eine gängige Tastaturkombination, um etwas digital zu speichern. Andererseits bedeutet es ausgesprochen «control and save», zu Deutsch «Kontrolle und Rettung / Erhaltung».

Erlebbar bis 1. November 2020
Die Freilicht-Ausstellung mit 17 zeitgenössischen, temporären «Land and Environmental Art»-Kunstwerken und -Projekten verteilt sich über das gesamte Safiental. Wer sich traditionell «analog» in die Natur begibt, kann einige Installationen frei und unentgeltlich erwandern. In Kombination mit erstmals eingesetzten digitalen Formaten und Technologien werden weitere Sinne und Kommunikationsformen einbezogen. Die Palette der verwendeten Medien reicht von Virtual Reality (VR), Artificial Reality (AR), Apps und Games über Drohnen, Video und Audio bis zu Installation, Skulptur, Malerei, Fotografie und Performance. Für die Betrachtung einiger Werke wird ein Smartphone mit zugehörigen Apps benötigt.