Enköping, eine Stadt mit etwa 21'000 Einwohner:innen in Mittelschweden, ist bei der Pflege der Velo- und Spazierwege mit denselben Herausforderungen konfrontiert wie auch andere Gemeinden. Doch die lokalen Behörden haben eine aussergewöhnliche Lösung gefunden: Um das Interesse der Bevölkerung zu wecken und diese einzubinden, setzen sie auf ein Videospiel – praktisch das Pokémon Go für den Strassenunterhalt.
Zu diesem Zweck hat sich die Stadtverwaltung mit Crowdsorsa, einem finnischen Startup-Softwareunternehmen, zusammengetan. Letzteres hat ein Smartphone-Spiel entwickelt, bei dem virtuelle Früchte und Beeren durch das Filmen der Velo- und Spazierwege gesammelt werden können. Für die gesammelten virtuellen Belohnungen gibt es reales Geld für die User.
Gamification für mehr Mitwirkung der Einwohner:innen
Alle, die ein Mobiltelefon, ein Velo und eine Telefonhalterung besitzen, können beim Spiel und der Erfassung der Wege teilnehmen. Das Crowdsorsa-Handyspiel kann kostenlos aus dem App Store und von Google Play heruntergeladen werden. Die App enthält alle notwendigen Anweisungen.
Das Spiel ist sehr einfach konzipiert: Die Nutzerinnen und Nutzer sehen die lokalen, insgesamt 110 km langen Velowege auf einer Karte, gefüllt mit virtuellen Früchten und Beeren. Die Spielerinnen und Spieler können diese Radwege abfahren und sie dabei filmen. Auf jedem Kilometer finden sich Gegenstände im Wert von etwa 20 SEK (etwa 1.80 CHF).
«Die erste Person, die einen Gegenstand sammelt, wird dafür belohnt, und dann verschwindet er in Echtzeit von den Karten der anderen. Das macht das Spiel übersichtlich und zeigt den Nutzer:innen, wo noch keine Daten gesammelt wurden», erklärt Toni Paju, CEO von Crowdsorsa.
Alle gesammelten Videodaten werden von einem KI-Modell analysiert, um Schäden an der Fahrbahn zu erkennen. Die Daten werden dann für die Planung der Instandhaltung des Wegnetzes von Enköping verwendet. Noch nie zuvor wurden in Schweden solche Daten durch die Einbindung der Bürger in ein mobiles Spiel gesammelt. Bereits Erfahrung mit der App gesammelt haben Städte in Finnland und im Vereinigten Königreich.
«Das Projekt ist wichtig für uns, da wir endlich eine gute Grundlage haben, um systematisch zu sehen, wie wir unsere Spazier- und Velowege instand halten sollten. Es gibt uns eine bessere Vorstellung davon, wo wir Prioritäten setzen sollten. Wir glauben auch, dass dies eine gute Möglichkeit ist, die Bürger:innen von Enköping dazu zu bringen, unsere Wege zu erkunden», sagte Maurizio Freddo, Verkehrsplaner der Gemeinde Enköping, in einer Pressemitteilung.
Dieser Text erschien zuerst bei TheMayor.EU
TheMayor.EU – das europäische Portal für Städte, Bürgerinnen und Bürger – zielt darauf ab, das Verständnis und den Zusammenhalt zwischen den Bürger:innen der Europäischen Union, den lokalen Behörden und den EU-Institutionen zu verbessern. Im Abraxas Magazin erscheinen ausgewählte Beiträge als deutsche Übersetzungen.
Über Tzvetozar Vincent Iolov
Vincent ist Redakteur bei TheMayor.EU. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Tourismusmanagement (Universität Pretoria) und einen weiteren in Europa- und Lateinamerikastudien (Universität Toronto) sowie einen Master-Abschluss in internationaler Geschichte (Geneva Graduate Institute). Er ist sehr interessiert daran, was in Europa und darüber hinaus kulturell und politisch passiert, und glaubt, dass die Regionen des alten Kontinents eine stärkere Stimme brauchen.