Wo und wie sind Sie beruflich und privat «digital» unterwegs?
Oliver Küng: Privat läuft bei mir fast alles über das Mobile. Ich habe damit die Übersicht über meine Aufgaben, meinen Kalender, meine Kontakte und den Zugriff auf meine Apps. Mittlerweile dient mir das Mobile auch als Zahlungsmittel. Es ist also wichtiger als mein Portemonnaie geworden. Darüber hinaus versuche ich auf Papier zu verzichten, sei dies über E-Rechnungen oder über elektronische Auszüge. Persönlich probiere ich gerne auch neue Zahlungsmittel und neue Apps aus.
Beruflich versuche ich, wenn immer möglich, digital zu arbeiten und Medienbrüche zu vermeiden. Über ein Surface habe ich stets Zugriff auf mein Profil. Hilfreich sind hier natürlich Digitalisierungsprojekte im Berufsumfeld, die das digitale Arbeiten fördern. Dabei gilt es auch ab und zu, die eigene Arbeitsweise zu hinterfragen, um beispielsweise eine neue Software effizient zu nutzen.
Welchen Nutzen sehen Sie in der Digitalisierung?
Oliver Küng: Ich bin im öffentlichen Finanzbereich tätig, wo Skaleneffekte und Automatisierungen natürlich einen grossen Vorteil bringen. Wie schon erwähnt schaltet die Digitalisierung aber auch vor allem Medienbrüche aus und erlaubt somit ein effizienteres und schnelleres Arbeiten. Einen weiteren Nutzen sehe ich in der Nachvollziehbarkeit und der ständigen Verfügbarkeit von Daten. Dank Versionierung und Ablagesystemen sind Daten schnell und einfach auffindbar.
Wie begegnen Sie Herausforderungen im Prozess der digitalen Transformation?
Oliver Küng: Eine Herausforderung der Digitalisierung ist vor lauter Informationen den Wald nicht mehr zu sehen. Es braucht Regeln und Konventionen, um Informationen wieder zu finden. Nicht klassifizierte Daten führen nämlich zu einem Daten-Friedhof. Somit stellt die Langzeitarchivierung bei uns eine grosse Herausforderung dar, die wir jetzt angehen. Es ist ein Monsterprojekt und bringt keine Lorbeeren ein. Schliesslich müssen alle alten Daten klassifiziert werden. Aber es ist ein essentielles und notwendiges Projekt, um die Nachvollziehbarkeit von Daten zu gewährleisten.
In einem ersten Schritt geht es um die Digitalisierung sämtlicher Dokumente und die Implementierung einer digitalen Dokumentenverwaltung, um die Informationen und Dokumente dann mittels Regeln nachvollziehbar archivieren zu können. In einem zweiten Schritt geht es dann um die Klassifizierung von Informationen in unseren Fachapplikationen, um auch diese leicht auffindbar archivieren zu können. Ein weiterer Schritt stellt der Umgang mit Mails und unseren Mailservern dar.
Welche Trends beobachten Sie oder finden Sie besonders spannend?
Oliver Küng: Durch die Digitalisierung werden wir einerseits immer schneller, effizienter und gewinnen an Produktivität. Gleichzeitig verlieren wir diese andererseits durch den Konsum von unklassifizierten Daten und einer regelrechten Datenflut. Allgemein sehe ich einen Trend hin zu einem eher oberflächlichen Konsum von Informationen. Noch unreife Themen werden durch Likes und Influencer gepusht, ohne eine Basis aus ausgereiften Informationen. Eindrücklich finde ich auch wie einige Staaten über Datennetzwerke Kontrolle ausüben können. Die Gesellschaft muss hier die Verantwortung übernehmen und wieder Herr über die eigenen Daten werden. Insgesamt finde ich die Digitalisierung jedoch einen sehr spannenden Prozess und sehe darin mehr Nutzen als Gefahren.
Was sind Ihre Wünsche an die Entwicklungen der Digitalisierung?
Oliver Küng: Ich wünsche mir, es wäre einfacher zwischen falschen und richtigen Informationen zu unterscheiden. Wir werden täglich mit Informationen zugedeckt und die Versuchung Geschriebenes als richtig und wahr zu betrachten, ist für viele Menschen sehr gross. Die gezielte und ständige Verbreitung von Falschinformationen beispielsweise bei Wahlempfehlungen kann Menschen beeinflussen und im Extremfall sogar steuern. Ich wünschte mir, dass Diejenigen, die über diese Informationen verfügen oder die Macht hätten, diese Trennung vorzunehmen, ihre Verantwortung wahrnehmen würden.