Wo und wie sind sie beruflich und privat «digital»?
Thomas Niederberger: Ich bin natürlich in beiden Bereichen stark digital unterwegs. Digitalisierung ist ein wichtiges und interessantes Thema. Es ist spannend, was digital auf den Markt kommt. Ich sehe gerne Neues und probiere es aus. Vor allem, wenn man es im Alltag anwenden kann, wie zum Beispiel eine App fürs Parkieren, die Ticket-App der SBB oder die Migros-App fürs Einkaufen. Sie sehen: Privat bin ich so digital wie nur möglich. Digital ist lässig. Im beruflichen Umfeld ist die Sicherheitsdimension der Digitalisierung intensiver als privat – nicht zuletzt aufgrund des Datenschutzes. Trotzdem sollten die Sicherheitsaspekte kein Hindernis sein, um auch im Geschäftsbereich stärker auf Digitalisierung zu setzen.
Welchen Nutzen sehen Sie in der Digitalisierung?
Niederberger: Ich glaube, es ist offensichtlich, dass die Digitalisierung der Verwaltung einen hohen Nutzen für alle schafft: Für die Stadt vereinfacht sie die internen Arbeitsabläufe und macht die Kommunikation effizienter. Für die Bürgerinnen und Bürger erhöht sie Servicequalität: Dienstleistungen können online jederzeit bezogen werden, die Beschränkung durch die Schalter-Öffnungszeiten fällt weg.
Sehen Sie Herausforderungen bei der Digitalisierung und wie begegnen Sie diesen?
Niederberger: Herausforderungen stellen sich hier auf zwei Ebenen: Einerseits muss man die richtigen technischen Mittel ausgewählt haben, um Datenschutz und Sicherheit zu gewährleisten. Andererseits muss man auch die Menschen mitnehmen: Mitarbeitende beispielsweise durch Prävention mittels Schulungen, um sie für das Thema zu sensibilisieren, z. B. beim Umgang mit E-Mails von unbekannten Absendern. Aber auch Bürgerinnen und Bürger muss man in der Kommunikation berücksichtigen. Nicht alle sind digital affin und wollen alles nur digital haben. Die ältere Generation macht diese Entwicklungen nicht automatisch mit. Deshalb schaffen wir in Kreuzlingen Angebote, welche helfen, sich in die digitale Welt hineinzudenken. Beispielsweise haben wir eine Schulung durchgeführt, an welcher zwei Fachpersonen in anderthalb Stunden die SBB-App erklärt haben. Die Veranstaltung war komplett ausgebucht und wir mussten Personen auf eine Warteliste setzen. Nachfrage und Bedürfnis für solche Angebote sind also da.
Wohin entwickelt sich unsere digitale Gesellschaft?
Niederberger: Die Digitalisierung ist unsere Zukunft. Die Entwicklungen hier werden immer schneller und immer extremer. Zum Beispiel Autonomes Fahren. Die Einflüsse sind hier umfassend: auf unsere Mentalität, auf Verkehr, auf Netz, auf die Sicherheit, wenn das System nicht funktioniert. Die Digitalisierung läuft und wir werden konstant vor neue Herausforderungen gestellt, um Schritt zu halten.
Was sind Ihre Wünsche an die Digitalisierung der Gesellschaft?
Niederberger: Ich finde es spannend, die Entwicklungen zu erleben und mitzugehen, welche durch die Digitalisierung vorangetrieben werden. Trotzdem wünsche ich mir, dass wir auf diesem Weg den Menschen nicht vergessen und dass die persönlichen Kontakte nicht verloren gehen. Wenn ich ÖV-Nutzer im Zug oder Bus alle am Handy hängen sehe, vertieft in ihre Musik, ihre Filme, ihre Apps, dann denke ich, es wäre gut, dann und wann etwas mehr miteinander zu reden.