Auf der Datenspur des Verbrechens

Bei moderner Polizeiarbeit wachsen die Datenmengen von möglichem Beweismaterial beständig an. Darin die relevanten Informationen in nützlicher Frist zu finden, ist mit herkömmlichen Ermittlungsmethoden ineffizient bis unmöglich. Die Digitalisierung schafft hier Abhilfe, indem Daten strukturiert und somit schneller analysiert werden.

Von Gregor Patorski · 16. März 2020

Bei einer Hausdurchsuchung werden heute nicht mehr nur analoge Akten, sondern viel mehr digitales Datenmaterial sichergestellt: Lap- und Desktops, Smartphones und Harddisks. Die manuelle Auswertung dieses Materials beansprucht sehr viele Ressourcen bei den Ermittlungsbehörden. Bei komplexen Fällen wie Wirtschaftskriminalität, Drogenhandel und Ähnlichem kommen schnell einmal mehrere hundert Gigabyte an unstrukturierten Daten zusammen. Nur wenn diese strukturiert analysiert werden können, wird die Polizeiarbeit beschleunigt und effizienter. Für diese Big-Data-Analysen setzt Abraxas mit dem IBM-Produkt Watson Explorer an.

Mit Watson finden statt suchen

Der Watson Explorer – benannt nach IBM-Gründer Thomas J. Watson – ermöglicht die explorative Analyse von grossen Mengen an unstrukturierten Daten und wird weltweit in unterschiedlichen Domänen wie Krebsforschung, Versicherungen und Callcentern verwendet. Abraxas implementiert und integriert Watson für die Verwendung in der Ermittlungstätigkeit von Polizeikorps. Dessen Funktionsweise beschreibt Peter Höpli, Account Manager Polizei & Justiz bei Abraxas: «Watson verarbeitet die Datenmengen in drei Schritten: einlesen, indexieren, analysieren.» Bei Hausdurchsuchungen sichergestellte Daten von lokalen Geräten werden für die Ermittlungen separat gesichert und aufbereitet in Watson eingelesen. Die anschliessende Indexierung ist eine der grossen Stärken von Watson. Mithilfe von linguistischer
Analyse, Sprach- und Mustererkennung bringt Watson Personen, Orte, Organisationen etc. in Relation zueinander und fördert so bereits Zusammenhänge für die anschliessende Analyse zutage. «Ermittler kommen so viel schneller tief in die Datenmengen hinein», so Höpli weiter. «Anstatt suchen zu gehen, zeigt Watson eigentlich das, was in den Daten interessant sein könnte.» Kurz: Mit Watson kommen fallrelevante Daten schneller in den Fokus der Ermittler als mit konventioneller, zeitraubender Handarbeit.

Erfahrungen in Luzern und Zürich

Die Möglichkeiten von Watson haben auch erste Polizeikorps in der Schweiz überzeugt. Die Kantonspolizei Zürich arbeitet seit 2016 damit und die Kantonspolizei Luzern will Watson dieses Jahr einführen. Abraxas hat das Korps in Luzern in den letzten Monaten bei mehreren Tests unterstützt. Innert drei, vier Tagen war das System aufgesetzt und die Beamten instruiert. Die Resultate sind vielversprechend. In einem der getesteten, realen Ermittlungsfälle ging es um 300-fachen Betrug im Internet: Bestellte Ware wurde nicht bezahlt. Bis die manuelle Datenauswertung Resultate lieferte, waren die Verdächtigen bereits aus der Untersuchungshaft entlassen. «Der eigenhändige Test hat gezeigt, dass wir in diesem Fall rund zwei Mannmonate Zeit hätten einsparen können», so Michael Muther, Chef Technik und Logistik bei der Luzerner Polizei. Dieser Erfolg strahlt aus: Weitere Polizeikorps sind an der Einführung von Watson interessiert. 

Vorteile von Watson

  • Unstrukturierte Daten erhalten eine Struktur
  • Trends und Zusammenhänge können sehr schnell erkannt werden
  • Unbekannte Faktoren werden aufgezeigt
  • Einsatz steigert Effizienz bei der Ermittlungsarbeit
  • Zeitersparnis schafft zusätzlich freie Ressourcen für anderweitige Polizeiarbeit wie Prävention und Verbrechensbekämpfung