Ein digitaler Ausweis für EU-Bürger:innen

Die EU plant ein digitales Wallet für Bürger:innen ihrer Mitgliedstaaten: eine App für die digitale Identifikation bei Behördendienstleistungen mit der Möglichkeit, Daten und Ausweise wie Führerscheine und Qualifikationen sicher zu speichern.

Von Tzvetozar Vincent Iolov, TheMayor.EU · 28. März 2023

Schluss mit Plastikkarten im Leder-Portemonnaie: Die EU plant das Digital Identity Wallet. (Foto: Georgi Srebrev/Abraxas)

Die Idee eines europäischen Wallets für digitale Identitäten (EUDI-Wallet) ist der Verwirklichung einen Schritt näher gekommen, nachdem die Europäische Kommission kürzlich eine Toolbox mit den gemeinsamen Standards und Anforderungen veröffentlicht hat, die die Entwickler:innen berücksichtigen müssen.

Das EUDI-Wallet wird von den Mitgliedstaaten in Zusammenarbeit mit der Kommission entwickelt, um eine gemeinsame, interoperable und standardisierte Lösung für alle EU-Bürger zu schaffen. Geplant ist eine App, die es Bürger:innen und Unternehmen ermöglicht, sich auf sichere und praktische Weise zu identifizieren, wenn sie Zugang zu digitalen Dienstleistungen benötigen. Sie bietet die Möglichkeit, Daten für alle Arten von Diensten sicher zu speichern und zu nutzen sowie Ausweise wie Führerscheine, Qualifikationen usw. zu speichern.

Schweiz ist beteiligt

Dem EUDI-Wallet-Konsortium angeschlossen hat sich auch die SBB. So soll die Interoperabilität der Lösung auch in der Schweiz sichergestellt werden.

Die im Toolkit festgelegten Anforderungen und Spezifikationen für die Umsetzung des EUDI-Wallets sind für die EU-Länder erst dann verbindlich, wenn das Europäische Parlament und der Rat den Legislativvorschlag für das europäische digitale Identitäts-Wallet angenommen haben.

Auch die Schweiz treibt eine eigene E-ID voran. Kürzlich kam dank verschiedener Vorstösse im Parlament wieder mehr Bewegung ins Vorhaben.
Mehr zur Schweizer E-ID im digitalen ABC: E

Schritt für Schritt auf dem Weg zur elektronischen Unionsbürgerschaft

In der Zwischenzeit unterstützt die Europäische Kommission im Rahmen des Programms «Digitales Europa» gross angelegte Pilotprojekte mit bis zu 50 Millionen Euro Kofinanzierung. Diese befassen sich mit vorrangigen Anwendungsfällen für das EUDI-Wallet, darunter mobiler Führerausweis, Telemedizin, Zahlungen, Titel und berufliche Qualifikationen. Die Pilotprojekte werden voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2023 beginnen.

Die European Digital Identity Wallet wurde erstmals in der vorgeschlagenen Überarbeitung von eIDAS, der EU-Verordnung für elektronische Identifizierung, die im Juni 2021 veröffentlicht wurde, vorgestellt.

Eine Herausforderung bleibt die Sicherheit. Mit dem EUDI-Wallet sind alle wichtigen Daten einer Person über ihr Smartphone zugänglich – ein Gerät, das verloren gehen, gehackt oder gestohlen werden kann.

Dieser Text erschien zuerst bei TheMayor.EU

TheMayor.EU – das europäische Portal für Städte, Bürgerinnen und Bürger – zielt darauf ab, das Verständnis und den Zusammenhalt zwischen den Bürger:innen der Europäischen Union, den lokalen Behörden und den EU-Institutionen zu verbessern. Im Abraxas Magazin erscheinen ausgewählte Beiträge als deutsche Übersetzungen.

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Über Tzvetozar Vincent Iolov

Vincent ist Redakteur bei TheMayor.EU. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Tourismusmanagement (Universität Pretoria) und einen weiteren in Europa- und Lateinamerikastudien (Universität Toronto) sowie einen Master-Abschluss in internationaler Geschichte (Geneva Graduate Institute). Er ist sehr interessiert daran, was in Europa und darüber hinaus kulturell und politisch passiert, und glaubt, dass die Regionen des alten Kontinents eine stärkere Stimme brauchen.