Künstliche Intelligenz in der Bundesverwaltung

Bereits 2018 betonte der Bundesrat im Rahmen der Strategie «Digitale Schweiz» das Potenzial der künstlichen Intelligenz (KI) für die Schweiz. Damals forderte er dazu auf, KI für Innovation und Wachstum zu nutzen und gleichzeitig Themen wie Datenschutz und Diskriminierung anzugehen.

Von Georges-Simon Ulrich, Direktor des Bundesamtes für Statistik (BFS) · 25. September 2024

Georges-Simon Ulrich, Direktor, Bundesamt für Statistik, gibt Einblicke in die strategische Ausrichtung der Schweiz im Bereich Künstliche Intelligenz. (Bild: zVg)

Die letzten Jahre zeigen nun deutlich, dass Künstliche Intelligenz (KI) zwar das Potenzial hat, die öffentliche Verwaltung in der Schweiz und weltweit grundlegend zu verändern, sie wegen ihrer vielen Facetten (Daten, Algorithmen, Ethik, Transparenz usw.) gleichzeitig eine Herausforderung in Bezug auf ihren Einsatz und die Gouvernanz darstellt.

KI-Gouvernanz: Ein Wettlauf mit der Zeit

KI hat bereits Ende des letzten Jahrzehnts einen Reifegrad erreicht, der sie für Unternehmen und öffentliche Verwaltungen interessant macht. Oft setzen sich Technologien schneller durch als Instrumente, die ihren Einsatz regeln und steuern. KI ist hier keine Ausnahme, auch wenn sich in den letzten Jahren in der Schweiz Einiges getan hat. Bereits im Mai 2020 hatte der Bundesrat ein Kompetenzzentrum für Datenwissenschaft (DSCC) zur Förderung der datenbasierten Entscheidungsunterstützung geschaffen und im Dezember 2020 Leitlinien für KI des Bundes verabschiedet. Anschliessend schuf er – im Bewusstsein der vielen Facetten von KI – ein Kompetenznetzwerk für KI (CNAI), das die Koordination in der öffentlichen Verwaltung fördert. Die neue Zugänglichkeit von generativen KI-Werkzeugen Ende 2022 hat das allgemeine Bewusstsein für die anstehenden Herausforderungen weiter geschärft. In der Legislaturplanung 2023-2027 wurde neu ein KI-Ziel gesetzt, das zwei Massnahmen zur Stärkung der Steuerung umfasst. Die eine adressiert die Frage der Rechtsgrundlagen, die andere die Frage der KI-Gouvernanz und -Weiterentwicklung in der Bundesverwaltung.

Rahmenbedingungen und konkrete Anwendungen

Die konkreten Arbeiten der Jahre 2022 und 2023 waren auf zwei Schwerpunkte fokussiert. Erstens ein Top-down-Ansatz, der darauf abzielt, die Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI zu schaffen. So hat der Bundesrat im Dezember 2022 eine Strategie für Datenwissenschaft verabschiedet, die den Schwerpunkt auf einen menschenzentrierten und vertrauenswürdigen Einsatz legt. Im November 2023 wurden weitere Dokumente veröffentlicht: ein Verhaltenskodex des Bundes für menschenzentrierte und vertrauenswürdige Datenwissenschaft (und KI) und ein Bericht über konkrete Anwendungsfälle von Datenwissenschaft (und KI) zum Gemeinwohl entlang des Prozesses der Politikgestaltung. Zweitens ein Bottom-up-Ansatz, der darauf abzielte, es den Verwaltungseinheiten zu überlassen entsprechend ihren eigenen Bedürfnissen KI-Projekte zu lancieren und aus ihnen zu lernen. Diese Projekte sind in der CNAI-Datenbank aufgelistet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schweiz mit strategischer Planung, solider Gouvernanz und einem besonderen Augenmerk auf ethische Überlegungen gut aufgestellt ist, um beim Einsatz von KI in der Verwaltung deren Potenziale für die Bevölkerung und die Unternehmen gezielt zu nutzen.

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Georges-Simon  Ulrich

Über Georges-Simon Ulrich

Prof. Dr. Georges-Simon Ulrich wurde vom Bundesrat per 1. Oktober 2013 zum Direktor des Bundesamtes für Statistik (BFS) ernannt. Der promovierte Betriebswirtschafter hat in der Schweiz, in den USA (University of Virginia, Darden Business School) und in Australien studiert. An der University of Southern Queensland hat er zum Themenbereich Stakeholdermanagement und Kommunikation doktoriert. Er ist zudem Professor für Forschungsmethoden und strategisches Management an der Hochschule für Wirtschaft Zürich.

Herr Ulrich war zwischen 1992 bis 2010 als Unternehmer und in verschiedenen leitenden Positionen in der Markt-, Sozial- und Meinungsforschung tätig. Von Mai 2011 bis September 2013 war er zudem Direktor von LUSTAT Statistik Luzern. Georges-Simon Ulrich vertritt die Schweiz für die Aufgaben des BFS (Öffentliche Statistik, Data Stewardship, Data Science) in unterschiedlichen Gremien national wie international bei Eurostat, OECD, EFTA. Seit 2022 ist er Mitglied des Bureaus der UNO-Statistikkommission und seit 2024 deren Vorsitzender.