Wahlen und Abstimmungen geben administrativ viel zu tun. Kandidierende und Vorlagen müssen erfasst, die Wahl- und Abstimmungsunterlagen gestaltet und verschickt werden. Später gilt es, die eingegangenen Listen und Stimmen zu registrieren. Die Ergebnisse müssen ermittelt, weitergeleitet und veröffentlicht werden. Der Zeitdruck ist hoch, die Fehlertoleranz gering. Wahl- und Abstimmungsbüros sind entsprechend gefordert. Die neuen VOTING Produkte von Abraxas erleichtern ihnen die Arbeit. Sie tragen zu schnellen, sicheren und genauen Resultaten bei.
«Wir wollen alle Prozesse aus einer Hand abdecken», sagt der Produktverantwortliche Luca Müller. Gleichzeitig sollen Kunden die Möglichkeit haben, auch nur einzelne Services zu nutzen. Das VOTING System ist daher modular aufgebaut.
VOTING Basis dient als Grundlage und wird genutzt, um Stammdaten zu verwalten. Dazu zählen etwa Angaben zu den Gemeinden oder den Wahl- und Abstimmungskreisen. Hier werden aber ebenso einzelne Wahlgänge und Geschäfte erfasst, die zur Abstimmung gelangen. Über VOTING Wahlvorschlag können Parteien und Privatpersonen ihre Kandidaturen melden. Diese werden von der Verwaltung geprüft und freigegeben.
Die einzelnen Produkte spielen zusammen
Wer wahl- und stimmberechtigt ist, überblicken die Behörden dank VOTING Stimmregister. Auf dieser Applikation laufen einwohnerbezogene Informationen zusammen. Sie werden täglich aktualisiert und können gefiltert abgefragt werden. So lassen sich bestimmte Gruppen – etwa Erstwählende oder Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer – identifizieren. Die Daten lassen sich auf VOTING Stimmunterlagen übertragen, mit dem Stimmrechtsausweise generiert werden. Diese IT-Lösung hilft den Mitarbeitenden der Verwaltung, sämtliche Unterlagen zu gestalten und den Versand zu planen. Sie ermittelt beispielsweise, wer welche Beilagen erhalten soll, und übermittelt die Dokumente an eine Druckerei, wo sie gedruckt und verschickt werden. Was die Stimm- und Wahlberechtigten entscheiden, wird in VOTING Ausmittlung festgehalten. Die Applikation zählt die abgegebenen Stimmen zusammen und ermittelt die Resultate, wobei sie unter anderem das jeweilige Wahlsystem berücksichtigt. Sie überprüft, ob die Ergebnisse mathematisch plausibel sind, und leitet sie dem Kanton oder dem Bund weiter. Sie generiert ein Kontrollblatt und erstellt abschliessend ein Protokoll.
Übersichtlich, effizient und sicher
Die Kantone St. Gallen und Thurgau haben mit VOTING bereits Erfahrungen gesammelt und sind zufrieden. «Das System ist übersichtlicher und einfacher zu bedienen», sagt Benedikt van Spyk, Staatssekretär des Kantons St. Gallen. Die Ergebnisse der Gemeinden würden nach einer klaren Struktur erfasst. Die Kontrolle, Plausibilisierung, Freigabe und Publikation erfolgten systematisch, medienbruchfrei und rasch. «Das spart gerade an einem hektischen Abstimmungssonntag wertvolle Zeit.» VOTING sei benutzerfreundlich
und übersichtlich, sagt Paul Roth, Staatsschreiber des Kantons Thurgau. «Das erleichtert den Gemeinden und uns die Arbeit.» Positiv vermerkt er, dass es bei Majorzwahlen nun möglich ist, die Wahlzettel durchgehend digital zu erfassen und zu kontrollieren. Als «grosses Plus» bezeichnen die beiden Kantonsvertreter zudem, dass die VOTING Services anschlussfähig sind. «Durch standardisierte Schnittstellen können auch Umsysteme gut angeschlossen werden», sagt van Spyk. Als Beispiele nennt er das E-Voting und die Ergebnispräsentation.
«Wir arbeiten ausschliesslich mit eCH-Standards», stellt Luca Müller klar. Sämtliche Produkte seien daher mit anderen Systemen kombinierbar, die mit eCH-Standards umgehen könnten. Das erleichtert beispielsweise den Datenaustausch mit dem Bund.
Sicherheit stärkt das Vertrauen der Bevölkerung
Demokratische Prozesse zu digitalisieren, sei besonders herausfordernd, sagt Müller weiter. «Fehler oder Manipulationen können das Vertrauen der Bevölkerung erschüttern.» Digitale Lösungen, die bei Wahlen und Abstimmungen eingesetzt werden, müssten daher höchsten Anforderungen an die Sicherheit und Transparenz genügen. Abraxas hat den Quellcode von VOTING Ausmittlung offengelegt und ein Bug-Bounty-Programm durchgeführt. Ethische Hackerinnen und Hacker haben das Produkt auf Schwachstellen geprüft und mit 25 Meldungen Verbesserungen ausgelöst. Das System wird weiter getestet und gehärtet.
Man habe viel in die Sicherheit investiert, sagt Paul Roth. «Dank der Aktivitätenprotokolle und der Transaktionslogs kann man sämtliche Schritte lückenlos nachvollziehen.» Sicherheit entstehe durch Transparenz, sagt van Spyk. Deshalb hätten die beiden Kantone entschieden, den Quellcode offenzulegen. Man habe ein hohes sicherheitstechnisches Level erreicht und werde dieses künftig regelmässig überprüfen, betont Roth und spricht von einem «Quantensprung». Das Vertrauen in die Wahlen und Abstimmungen werde damit nachhaltig gestärkt.
Zürich setzt VOTING ab 2025 ein
St. Gallen und Thurgau hatten den Auftrag für ein neues Ergebnisermittlungssystem gemeinsam ausgeschrieben und Abraxas 2021 den Zuschlag erteilt. Die Kantone konnten sich bei der Entwicklung «partnerschaftlich und lösungsorientiert» einbringen, wie sie berichten. Es sei anspruchsvoll gewesen, VOTING Ausmittlung einzuführen. Da es sich intuitiv bedienen lasse, sei es von den Mitarbeitenden aber rasch und gut aufgenommen worden.
Auch der Kanton Zürich will künftig mit VOTING arbeiten. Abraxas ist zurzeit daran, die Produkte an kantonsspezifische Konstellationen anzupassen. So gilt es etwa das Wahlsystem des doppelten Pukelsheims zu berücksichtigen. Die Zürcher Behörden wollen das System im Herbst in einem Parallelbetrieb erstmals einsetzen. 2025 soll es dann die bisherige Lösung ersetzen. Für weitere Kantone stehe dann ein ausgereiftes Standardprodukt zur Verfügung, welches kaum noch Anpassungen brauche, sagt Luca Müller. «Mit Zürich werden wir die meisten Spezifikationen für den Standard einbezogen haben.»
Infrastruktur als Basis der Demokratie
Nächstes Jahr soll zudem VOTING E-Collecting auf den Markt kommen. Der Kanton St. Gallen will es seiner Bevölkerung damit ermöglichen, Unterschriften digital zu sammeln. Abraxas plant des Weiteren ein VOTING E-Counting. Die abgegebenen Stimm- und Wahlzettel sollen dereinst digital ausgezählt werden. «Damit würde Abraxas alle Verwaltungsprozesse rund um Wahlen und Abstimmungen digital abdecken», sagt Luca Müller. «Das ist unser Ziel.»
Über Eveline Rutz
Eveline Rutz ist freie Journalistin. Sie schreibt vor allem über politische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Themen.