5 Fragen an Benedikt van Spyk

41, Staatssekretär beim Kanton St.Gallen, setzt auf eine schrittweise Digitalisierung als Chance für die Zukunft.

Von Gregor Patorski · 21. August 2020

Wo und wie sind Sie beruflich und privat «digital» unterwegs?

Benedikt van Spyk: Im beruflichen Umfeld arbeiten wir mit einer voll elektronischen Geschäftsverwaltung. Amtliche Publikationen werden rechtsverbindlich digital veröffentlicht. Auch Sitzungen finden vermehrt digital statt. Unser Ziel ist es wegzukommen von einer papierlastigen Verwaltung hin zu durchgängig digitalen Prozessen ohne Medienbrüche.

Im privaten Bereich hält die Digitalisierung fast überall Einzug. So schaue ich heute Netflix statt Fernsehen, höre Musik auf Spotify statt auf CDs und lese das elektronische Tagblatt. Zudem kaufe ich online mehr ein als früher.

Welchen Nutzen sehen Sie in der Digitalisierung?

Benedikt van Spyk: Die Digitalisierung hat den Vorteil der Verfügbarkeit und der Qualität von Dokumenten, Unterlagen und Services. Ich habe jederzeit und überall Zugriff auf eine fast unbegrenzte Menge an Daten.

Im Verwaltungskontext heisst es, dass wir unseren Bürger*innen Services bereitstellen wollen, auf die sie rund um die Uhr zugreifen können. Der zweite Vorteil ist die Qualität. Prozesse mit vielen Medienbrüchen sind deutlich fehleranfälliger als ein durchgängig digitaler Prozess.

Menschlicher Kontakt und menschliche Kreativität können durch Digitalisierung nicht ersetzt werden. Sie kann aber den Zugang der Bürger*innen zu staatlichen Dienstleistungen in hoher Qualität verbessern. Benedikt van Spyk

Wie begegnen Sie Herausforderungen im Prozess der digitalen Transformation?

Benedikt van Spyk: Wenn eine Verwaltung den Schritt ins Digitale machen will, muss sie trotzdem noch analog arbeiten, weil wir sämtlichen Bürger*innen den Zugang zu diesen Dienstleistungen ermöglichen müssen. Das führt zu Parallelprozessen. Diese zu beseitigen und trotzdem allen Ansprüchen gerecht zu werden, ist eine Herausforderung. Hier wollen wir mehr Digitalisierung, ohne die Türe ins Analoge zu verschliessen. Die zweite Herausforderung ist die Cybersicherheit: Um diesem vielfältigen Risikofeld zu begegnen sind wir beteiligt an einer gesamtkantonalen Strategie in Abstimmung mit dem Bund.

Welche Trends beobachten Sie oder finden Sie besonders spannend?

Benedikt van Spyk: Einerseits sind da die Erwartungen der Bürger*innen an schnelle und einfach verfügbare Services und Daten. Andererseits nimmt das Bewusstsein für die Risiken der Digitalisierung zu und die Ansprüche an den Datenschutz steigen. Dieses Spannungsfeld wird meiner Meinung nach die Entwicklung der Digitalisierung im öffentlichen wie im privaten Sektor künftig stark prägen.

Was sind Ihre Wünsche an die Entwicklungen der Digitalisierung?

Benedikt van Spyk: Die Digitalisierung ist weder ein Allheilmittel, noch ein unverantwortbares Risiko für unsere Gesellschaft. Die Verwaltung sollte den Fokus auf die Bedürfnisse der Bürger*innen setzen, die digital unterwegs sein möchten. Es ist jedoch nicht das Ziel alles zu digitalisieren. Menschlicher Kontakt und menschliche Kreativität können durch Digitalisierung nicht ersetzt werden. Sie kann aber den Zugang der Bürger*innen zu staatlichen Dienstleistungen in hoher Qualität verbessern. Deshalb glaube ich an eine schrittweise Digitalisierung mit Augenmass als Chance für die Zukunft.