Das Berliner Kiezlabor: Partizipation für die Stadt von morgen

Beteiligung ist das Herzstück der modernen Stadtentwicklung. Berlin zeigt mit dem Kiezlabor, wie digitale Technologien und physische Begegnungsorte zusammenkommen, um die Mitgestaltung des städtischen Lebens zu erleichtern.

Von Samuel Näf · 28. Februar 2025

Ein Tiny House als Innovationsraum (Foto: Florian Reimann)

Die digitale Transformation und der Klimawandel stellen Städte und Gemeinden vor neue Herausforderungen. Wie können Verwaltungen die Bevölkerung aktiv in die Stadtentwicklung einbinden? Berlin zeigt mit dem Kiezlabor einen innovativen Ansatz: Ein mobiles Tiny House tourt als Begegnungs- und Beteiligungsplattform durch die Stadtbezirke und bietet bevölkerungsnahe Möglichkeiten zur Mitgestaltung.

Digitale Partizipation vor Ort erlebbar machen

Das Kiezlabor ist Teil der Strategie Gemeinsam Digital: Berlin und verbindet physische Begegnungsorte mit digitalen Werkzeugen. Es bietet vor Ort analoge und digitale Partizipationsangebote: von Workshops zu klimafreundlicher Stadtgestaltung bis hin zu interaktiven Ausstellungen zu künstlicher Intelligenz. Vor allem durch das offene Konzept – Beteiligung ohne Hürden – erreicht es unterschiedlichste Zielgruppen, darunter auch Personen, die sich sonst wenig mit digitalen Themen auseinandersetzen.

Ein energieautarkes Konzept für maximale Flexibilität

Das Kiezlabor ist ein umgebauter Schiffscontainer, der dank Solarpanels völlig energieautark betrieben wird. Mit moderner Technik ausgestattet, darunter Touchscreens, Tablets, schnellem Internet und VR-Brillen, kann es das verantwortliche Team des Citylabs Berlin an verschiedenen Standorten flexibel einsetzen.

Das Kiezlabor bietet Raum für unterschiedliche Partizipationsformate. (Foto: Florian Reimann)

Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten

Das mobile Stadtlabor ist mehr als nur ein Veranstaltungsraum: Es kann als Pop-up-Bürgeramt, als Workshop-Plattform oder als Ort für kreative Mitmachaktionen zum Einsatz kommen. Das Kiezlabor setzt sich mit vielfältigen Themen auseinander. Im Fokus stehen dabei nachhaltige Stadtentwicklung, digitale Verwaltung und bürgernahe Demokratie.

Workshops zu nachhaltiger Stadtbegrünung und gemeinschaftlichem Gärtnern zeigen, wie Nachbarschaften aktiv zur Begrünung von Quartieren beitragen können. Ein weiteres Highlight sind digitale Stadtplanungsformate, bei denen mit KI-gestützten Tools neue Visionen für den öffentlichen Raum entwickelt werden. In Pop-up-Bürgerämtern können Menschen Verwaltungstermine wahrnehmen, ohne weite Wege zur Behörde auf sich nehmen zu müssen. Auch interaktive Ausstellungen zu Verkehr und Mobilität sind Teil des Programms: Besucherinnen und Besucher können etwa durch Simulationen erleben, wie autofreie Zonen das Stadtbild verändern würden. Zudem bietet das Kiezlabor Plattformen für Diskussionen über soziale Teilhabe, digitale Barrierefreiheit und gesellschaftliches Engagement. Die Vielfalt der Themen sorgt dafür, dass sich unterschiedliche Menschen angesprochen fühlen und gemeinsam an Ideen für die Stadt der Zukunft arbeiten können.

Was Schweizer Verwaltungen davon lernen können

Das Konzept zeigt, wie innovative Beteiligungsformate die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bevölkerung verbessern können. Mobile Begegnungsorte könnten auch in der Schweiz genutzt werden, um die Partizipation in urbanen wie ländlichen Räumen zu stärken. Könnten Gemeindehäuser oder Bibliotheken in ein ähnlich flexibles, digitales Format überführt werden? Das Berliner Beispiel regt dazu an, neue Wege der Partizipation zu denken.