Schweden: Abfuhrwagen überwachen Schlaglöcher mit Hilfe von KI

Künstliche Intelligenz ist das Schlagwort des Jahres 2023, wenn neue, revolutionäre Software auf den Markt kommt und verspricht, die digitale Arbeit umzukrempeln. Schon seit anderthalb Jahren unterstützt eine KI die schwedische Stadt Helsingborg bei der automatischen Erkennung des Strassenzustands. Das bringt deutlich mehr Effizienz und tiefere Kosten.

Von Tzvetozar Vincent Iolov, TheMayor.EU · 24. Mai 2023

Die Abfuhrwagen sorgen dank spezieller KI-Systeme auch für aktuelle Daten zum Strassenzustand. (Foto: Stadt Helsingborg)

Weit mehr als nur ein Abfuhrwagen

Die kommunale Abfallabfuhr in Helsingborg, Schweden, setzt seit anderthalb Jahren KI-Unterstützung bei ihrer Arbeit ein. Das computergestützte System dient aber nicht etwa der Abfallentsorgung, sondern trägt zur Sicherheit der Strassen bei. Konkret hilft die KI dabei, die Strassen der Stadt auf allfällige Schäden zu kontrollieren. Sie liefert somit wichtige Antworten auf die Frage, welche Strassen ausgebessert werden müssen.

Hinter der Windschutzscheibe des Abfuhr-Lastwagens sind KI-Kameras installiert worden. Diese Kameras erkennen u. a. Löcher in den Strassen und fehlende Verkehrsschilder.

«Wir haben sie auch eingesetzt, um zu sehen, ob die Strasse gereinigt wurde, ob Wasser oder Schnee auf der Strasse liegt und ob die Vegetation über das Trottoir wächst», erklärt Andréas Hall, Entwicklungsingenieur bei der Stadt Helsingborg, gegenüber SVT Nyheter.

Synergien von Abfall- und Strassenmanagement bringen massiven Effizienzgewinn

Vor dem Einsatz der neuen Technologie dauerte die Kartierung der Strassen Helsingborgs, um eine aktuelle Datenbank zum Strassenzustand zu erstellen, bis zu einem Jahr. Jetzt dauert es nur noch zwei Wochen.

Die Abfuhrwagen, die ohnehin täglich ihre Runden durch die Stadt drehen, dienen nun auch als Kartierungsfahrzeuge, wodurch Emissionen eingespart und unnötiger Verkehr vermieden wird. Und natürlich spart die Stadt Geld – die Kosten für die Kartierung sind um 80 Prozent gesunken.

Wir erhalten eine grosse Menge ständig aktualisierter Daten. So können wir Probleme deutlich früher beheben. Das Ziel ist es, den Einwohner:innen eine noch bessere Stadt zu bieten. Andréas Hall, Entwicklungsingenieur bei der Abteilung für Stadtplanung Helsingborg

Der Einsatz der KI soll künftig ausgeweitet werden: «Wir müssen uns überlegen, wie dieselbe Technologie auf andere Weise genutzt werden kann. Wenn wir uns das Radwegenetz ansehen, haben wir etwa 50 Kilometer Radwege, und es ist schwierig, sie zu benutzen», fügt Hall hinzu.

Vom Effizienzgewinn und den Kosteneinsparungen wollen auch andere Gemeinden profitieren: Die KI-Technologie wird nun auch in mehreren anderen schwedischen Städten getestet.

Dieser Text erschien zuerst bei TheMayor.EU

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Über Tzvetozar Vincent Iolov

Vincent ist Redakteur bei TheMayor.EU. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Tourismusmanagement (Universität Pretoria) und einen weiteren in Europa- und Lateinamerikastudien (Universität Toronto) sowie einen Master-Abschluss in internationaler Geschichte (Geneva Graduate Institute). Er ist sehr interessiert daran, was in Europa und darüber hinaus kulturell und politisch passiert, und glaubt, dass die Regionen des alten Kontinents eine stärkere Stimme brauchen.