Zahl des Monats: 5

5 Tage hat es bloss gedauert, bis sich eine Million Menschen als Nutzer:innen von ChatGPT registriert hatten – einem auf künstlicher Intelligenz basierenden Chatbot. Zum Vergleich: Soziale Netzwerke wie Linkedin, Facebook oder Instagram brauchten ein Vielfaches mehr, bis sie die Marke von einer Million geknackt hatten.

Von Gregor Patorski · 20. Januar 2023

ChatGPT, der Chatbot mit KI, erfreut sich derzeit einer rasanten Beliebtheit. (Bild: Picsmart/Adobe Stock)

Im November 2022 hat das US-amerikanische Start-up OpenAI seinen neuartigen Chatbot ChatGPT auf seiner Website für das interessierte Publikum frei zugänglich veröffentlicht. Bereits nach 5 Tagen konnte OpenAI-Chef Sam Altman vermelden, dass sich mehr als eine Million Nutzer:innen registriert hätten. Damit wurden Zahlen von so manchem sozialen Netzwerk geradezu pulverisiert. Bei Linkedin hatte es 12 Monate gedauert, bis sich die Marke von 1 Million Usern geknackt worden war. Bei Facebook waren es 10 Monate, bei Spotify 5 Monate und bei Instagram zweieinhalb Monate gewesen.

Was ChatGPT kann – und was nicht

Auch wenn ChatGPT – das Kürzel steht für Generative Pre-Trained Transformer – kein soziales Netzwerk im engeren Sinne ist, so beindruckt der Hype dennoch. Die künstliche Intelligenz liefert Antworten zu breit gefächerten Fragen. ChatGPT ist erstaunlich eloquent, referenziert auf bisherige Fragen und Antworten eines Chats, sodass man den Eindruck gewinnt, mit einem echten Gegenüber zu chatten. Einzig mit den Fakten nimmt ChatGPT es noch nicht so genau, da er nur Zugriff auf Informationen hat, mit denen sein Sprachmodell trainiert wurde: Auf die Frage, welches Säugetier die grössten Eier lege, gibt er mit der sprachlichen Selbstsicherheit einer KI zur Antwort: Der Elefant. Und: Die Eier, welche Elefantenkühe legen, seien rund drei Kilo schwer. «In einem Moment brilliant und im nächsten atemberaubend dumm», bilanziert KI-Experte Gary Marcus.

ChatGPT ist spektakulär und es eröffnen sich uns neue produktive Möglichkeiten: Kundensupport, Journalismus, Forschung, Rechtspflege – alles Bereiche, in denen die KI einsetzbar wäre. Allerdings – und das zeigen erste Erfahrungen – müssen wir in Zukunft bis auf weiteres wohl auch mit einer Flut an faktenfreiem KI-Quatsch rechnen: eierlegende Elefanten, ein Präsident Trump mit zwei Amtszeiten, gefälschte Quellennachweise. Ausserdem ist die KI sexistisch: Beim «Trolley-Problem», einem ethischen Dilemma, entscheidet die künstliche Intelligenz in der Tendenz immer dafür, Männer leben und Frauen sterben zu lassen.

Trotzdem kommt der bekannte deutsche Digital-Autor und Strategieberater Sascha Lobo zum Schluss, dass künstliche Intelligenz Ende 2022 mit ChatGPT in eine neue Phase getreten ist. KI sei kein Schlagwort mehr, sondern jetzt drauf und dran, gesellschaftlich relevant zu werden.

ChatGPT selber ausprobieren: https://chat.openai.com