Der monatliche Rückblick mit den wichtigsten Entwicklungen bei der Digitalisierung von Schweizer Gemeinden, Städten, Kantonen und dem Bund.
Digitale Verwaltung in der Schweiz
E-Voting: Graubünden & St. Gallen weiten aus und vier Kantone erhalten Grundbewilligungen bis 2027
Der Kanton Graubünden weitet seinen E-Voting-Pilotversuch auf 20 Gemeinden aus. Ab dem Urnengang vom 28. September können auch die Gemeinden Arosa, Bonaduz, Davos, Domleschg, Malans, Maienfeld, Silvaplana, Grüsch, Rheinwals, Scharans und Tamins erstmals den digitalen Kanal nutzen. Auch im Kanton St. Gallen können bei der Abstimmung vom 28. September 2025 neu auch die Stimmberechtigten in fast allen Gemeinden – darunter auch die Stadt St. Gallen – E-Voting nutzen.
Zusammen mit den Kantonen St. Gallen, Thurgau und Basel-Stadt erhält Graubünden vom Bundesrat eine neue Grundbewilligung für E-Voting bis 2027. Nebst der bundesrätlichen Bewilligung benötigen die Kantone pro Urnengang auch eine Genehmigung der Bundeskanzlei. Interesse an E-Voting zeigt auch der Kanton Bern: Er will künftig an den Pilotversuchen teilnehmen. Das Kantonsparlament hat einen entsprechenden Vorstoss verabschiedet.
Bund plant Widerspruchslösung beim elektronischen Patientendossier
Mit einer Gesetzesrevision will der Bundesrat die Änderung beim EPD einführen: Wer nicht ausdrücklich Nein sagt, soll automatisch ein digitales Dossier mit seinen Gesundheitsdaten erhalten. Denn: Dem Bund geht es zu langsam. Bisher haben erst rund 110'000 Personen ein EPD eröffnet – auf freiwilliger Basis. Datenschutzbeauftragte sehen die geplante Widerspruchslösung kritisch und orten Risiken beim Zugriff auf die sensiblen Gesundheitsdaten.
St. Galler Dienst für Informatikplanung bekommt neue Leiterin
Michelle Federspiel übernimmt die Leitung des Diensts für Informatikplanung des Kantons St. Gallen. Sie tritt die Stelle im September 2025 an und folgt auf Markus Enz, der die Funktion aktuell interimistisch ausübt. Derzeit leitet Michelle Federspiel die Dienststelle E-Government Services der Staatskanzlei und das Programm «Strategische E-Government Basisservices» von Kanton und Gemeinden.
Nidwalden und Obwalden lancieren ein gemeinsames E-Gov-Portal
Die beiden Kantone realisieren eine digitale Plattform für Einwohner:innen. Bei diesem Projekt gehe es vorerst um das «Grundgerüst», berichtet die BZ. Nun hat der Nidwaldner Landrat einen Verpflichtungskredit von 987'000 CHF jährlich für den Aufbau und Betrieb der Plattform genehmigt. Der Kantonsrat Obwalden hat dem identischen Projekt und Betrag bereits am 22. Mai 2025 zugestimmt.
Stadt Luzern soll künftig vermehrt auf Open Source Software setzen
Das Luzerner Stadtparlament hat ein parteiübergreifendes Postulat angenommen und an den Stadtrat überwiesen. Der Stadtrat muss nun vertieft prüfen, in welchen Bereichen Open-Source-Lösungen möglich sind.
Innovation
National- und Ständerat befürworten E-Collecting
Die beiden eidgenössischen Räte haben einem Pilotprojekt für die elektronische Unterschriftensammlung zugestimmt. Wie Bundeskanzler Victor Rossi ausführte, soll das Pilotprojekt offene Fragen beantworten. Aktuell sei noch unklar, wie eine elektronische Unterschriftensammlung ablaufen könne. Eine Möglichkeit sei die E-ID. Dafür müsse das Volk jedoch im September 2025 zuerst die erarbeitete Gesetzesgrundlage annehmen.
Bereits weiter mit seinem E-Collecting-Pilotprojekt ist der Kanton St. Gallen: Ab dem Frühjahr 2026 sollen die Stimmberechtigten Referenden und Initiativen elektronisch unterzeichnen können. Mehr zur entstehenden Lösung VOTING E-Collecting von Abraxas
400 Millionen US-Dollar: Microsoft investiert in der Schweiz
Microsoft will seine Aktivitäten in den Bereichen KI und Cloud in der Schweiz ausbauen. Der US-Tech-Gigant investiert dafür laut eigenen Angaben rund 400 Millionen Dollar. Das stärke die digitale Zukunft der Schweiz, sagt Microsoft. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen unter anderem zu Abhängigkeit und Datensicherheit.
Security bei Schweizer Verwaltungen
Gemeinden sind nur unzureichend gegen Cybergefahren gewappnet
Rund jede zweite Gemeinde in der Schweiz ist ungenügend auf Cyberangriffe vorbereitet, wie eine aktuelle Umfrage von Myni Gmeind zeigt. Besonders kleinere Gemeinden kämpfen mit einem gravierenden Mangel an Ressourcen, Fachwissen und Zeit, um sich systematisch mit dem Thema Cybersicherheit auseinanderzusetzen. Viele haben keinen vollständigen Überblick über ihre digitale Infrastruktur – und wissen somit nicht genau, was sie eigentlich schützen müssen. Alle Umfrageresultate und mehr zum Thema im Abraxas Magazin
Cyberangriff auf Walliser Kantonswebsite
Nach dem Angriff hat der Kanton seine Website vorübergehend deaktiviert. Wie die kantonale Verwaltung in einer Mitteilung schreibt, hätten Cyberkriminelle kurzzeitig erweiterte Zugriffsrechte auf den Internet- und Intranetseiten gehabt. Dabei hätten Änderungen vorgenommen werden können, was bislang jedoch nicht festgestellt worden sei. Andere IT-Systeme des Kantons seien nicht kompromittiert worden.
Luzern will den Datenschutz stärken
Ab 2027 soll de Aufsichtsstelle Datenschutz des Kantons Luzern über eine eigene Budgetkompetenz verfügen können. In seiner Antwort auf ein Postulat betont die Luzerner Regierung die damit verbundene Stärkung der Aufsichtsstelle, deren Bedeutung immer mehr zunehme.
Russland-Affäre beim Schweizer Nachrichtendienst
Mitarbeitende des Nachrichtendienstes des Bundes haben über Jahre mit der russischen Cybersicherheitsfirma Kaspersky zusammengearbeitet, berichtet SRF Investigativ. Dabei sollen hochsensible Daten an russische Geheimdienste abgeflossen sein. Der Nachrichtendienst habe gemäss SRF-Recherchen mehrere Warnungen ausländischer Dienste ignoriert und erst reagiert, nachdem zwei wichtige, verbündete Dienste damit gedroht hatten, künftig nicht mehr mit der Schweiz zusammenzuarbeiten.
Bundesamt für Cybersicherheit soll mehr Geld erhalten
Mit einer Motion will der Ständerat das Budget des Bundesamts für Cybersicherheit (BACS) verdoppeln. Hintergrund sind die steigende Zahl an Vorfällen und die wachsende Bedeutung der zivilen Cyberabwehr. Die Mittel sollen zulasten des Armeebudgets verschoben werden – der Bundesrat zeigt sich zurückhaltend.
Cyberangriff auf Villars-sur-Glâne
Gemäss der Freiburger Gemeinde seien am 18. Juni «nicht autorisierte Verbindungen» registriert worden. Als Reaktion wurden die Server mehrere Tage offline genommen. Der Betrieb der Gemeindeverwaltung war stark eingeschränkt. Man habe jedoch bisher keine Hinweise auf einen Datenabfluss gefunden, schreibt die Gemeinde.
Daten von Parlamentarier:innen im Darknet geleakt
Verschiedene Schweizer Medien berichten, dass im Zusammenhang mit 44 Bundespolitikerinnen und -politikern 78 Passwörter in Datenlecks aufgetaucht sein sollen. In einigen Fällen steht der Vorfall offenbar in Zusammenhang mit dem zweifelhaften Einsatz offizieller E-Mail-Adressen: Drei der betroffenen Personen sollen ihre parlamentarischen E-Mail-Konten für Registrierungen auf einer Pornoseite oder auf Dating-Plattformen verwendet haben.