Wie Freiburg im Breisgau mit KI den Klimawandel kontert

Der Klimawandel stellt Städte weltweit vor immense Herausforderungen. Urbane Räume sind von extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen und Überschwemmungen betroffen. Das Projekt «I4C – Intelligence for Cities» zeigt, wie künstliche Intelligenz helfen kann, Städte widerstandsfähiger und lebenswerter zu machen. Durch KI-gestützte Simulationen und Datenanalysen werden innovative Massnahmen zur Klimaanpassung entwickelt, die auch für Schweizer Städte zukunftsweisend sein könnten.

Von Samuel Näf · 28. Oktober 2024

In Freiburg unterstützt die KI unter anderem beim Pflanzen von Bäumen. (Foto: Querbeet)

Wie können sich Städte an diese neuen Gegebenheiten anpassen? Ein wegweisendes Projekt aus Freiburg im Breisgau könnte hier wertvolle Impulse liefern: «I4C – Intelligence for Cities» nutzt künstliche Intelligenz, um Lösungen für die Klimaanpassung in Städten zu entwickeln.

Intelligente Daten für smarte Entscheidungen

Das Projektteam von I4C, darunter unter anderem die Universität Freiburg oder verschiedene Fraunhofer Institute, hat in den letzten dreieinhalb Jahren ein hochauflösendes 3D-Modell der Stadt Freiburg entwickelt, das Wetter- und Klimasimulationen integriert. Dieses Modell ermöglicht es, besonders hitzeanfällige Stadtgebiete, Gebäude und Bäume zu identifizieren. Mithilfe von maschinellem Lernen können Hitzebelastungen und andere extreme Wetterphänomene vorhergesagt und präzise auf kleinräumiger Ebene, wie Strassen und Quartiere, dargestellt werden. Dadurch lassen sich Risiken frühzeitig erkennen und planerische Massnahmen zur Klimaanpassung ableiten.

Ein spannendes Beispiel ist die KI-gestützte Optimierung der Baumpflanzung: Hier hilft ein Algorithmus dabei, die beste Position für Bäume zu bestimmen, um Hitzebelastungen effektiv zu reduzieren. Diese Methode zeigt, wie KI nicht nur bestehende Probleme analysiert, sondern auch zukunftsorientierte Lösungen im städtischen Raum bietet.

Praxisrelevanz und gesellschaftliche Akzeptanz

Für Schweizer Verwaltungen könnte die Erfahrung aus Freiburg von grossem Interesse sein. In einem Planspiel wurde getestet, wie die entwickelten Tools in der Stadtplanung eingesetzt werden könnten. Die Resultate sind vielversprechend: Verschiedene Planungsszenarien lassen sich schneller simulieren, und die Wechselwirkungen von Massnahmen wie Begrünung oder Verdichtung eines Stadtteils werden greifbarer. Verena Hilgers, Klimaanpassungsmanagerin der Stadt Freiburg, betont, dass durch diese innovativen Tools Planungsprozesse optimiert und städtische Anpassungsstrategien effizienter gestaltet werden können. 

Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist auch die gesellschaftliche Akzeptanz von KI. In Freiburg wurden Einwohner:innen frühzeitig in den Entwicklungsprozess einbezogen. Erste Umfragen zeigen ein differenziertes Meinungsbild – von enthusiastischer Unterstützung bis hin zu Skepsis. Für Verwaltungen ist es daher wichtig, nicht nur technologische Lösungen zu entwickeln, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung aktiv zu fördern.

Ein Modell für die Zukunft?

Das Projekt I4C zeigt, welches Potenzial KI-basierte Tools für die Klimaanpassung in Städten haben. Auch für Schweizer Städte, die sich den Auswirkungen des Klimawandels stellen müssen, bietet das Projekt spannende Ansätze. Von der Optimierung der Stadtbegrünung bis hin zur präzisen Simulation extremer Wetterereignisse – die intelligenten Lösungen aus Freiburg könnten auch für Schweizer Städte eine wertvolle Inspirationsquelle sein. Die im Projekt entwickelte Open-Source-KI-Toolbox könnte zukünftig nicht nur die Stadtplanung erleichtern, sondern auch Verwaltungen und Stadtplaner:innen in der Schweiz unterstützen, ihre Städte nachhaltig an den Klimawandel anzupassen.

Das Beispiel Freiburg zeigt: Der Einsatz von KI in der Stadtplanung ist nicht nur eine technologische Innovation, sondern auch eine Chance, Städte lebenswerter und resilienter zu gestalten.