Der monatliche Rückblick mit den wichtigsten Entwicklungen bei der Digitalisierung von Schweizer Gemeinden, Städten, Kantonen und dem Bund.
Digitale Verwaltung in der Schweiz
E-ID knapp angenommen
Am Abstimmungssonntag vom 28. September 2025 wurde das neue E-ID-Gesetz mit 50.39 % Ja-Stimmen denkbar knapp angenommen. Umfragen im Vorfeld der Abstimmung gingen von einer deutlicheren Zustimmung aus. Die Einführung der E-ID ist im Verlauf des Jahres 2026 geplant. Digitalverbände zeigen sich erfreut über das Ja zur E-ID, das Vertrauen der Bevölkerung müsse jedoch hart erarbeitet werden. Bundesrat Beat Jans betonte an der Medienkonferenz: «Der Bundesrat wird weiterhin an der elektronischen Identität arbeiten und gleichzeitig die offensichtlich starken Bedenken ernst nehmen.»
Die Abstimmung könnte jedoch ein juristisches Nachspiel haben: Wenige Tage vor dem Urnengang hatten die E-ID-Gegner Stimmrechtsbeschwerden beim Bundesgericht eingereicht. Grund dafür ist eine Spende der Swisscom an die Ja-Kampagne. Dabei kritisieren die Beschwerdeführer, die Swisscom habe als bundesnaher Betrieb unlauter in den Abstimmungskampf eingegriffen.
Mehr zur Bedeutung der E-ID als Katalysator fürs E-Government
Digitale Souveränität der Schweiz
Diskussionen rund um digitale Souveränität prägen derzeit Europa und die Schweiz. So verlangt eine aktuelle, breit abgestützte Motion im Parlament Investitionen des Bundes in Schweizer Digitalfirmen wie Infomaniak oder ELCA, um die Abhängigkeit von US-Anbietern wie Microsoft oder Apple zu verringern. Und am ersten grossen Treffen des Netzwerks «Souveräne Digitale Schweiz» präsentierte das deutsche Zentrum für Digitale Souveränität (Zendis) ihre Microsoft-Alternative Open Desk. Die Republik resümiert: «Neue Projekte wecken in der Schweiz die Hoffnung auf eine souveräne digitale Zukunft. Doch Big Tech und Überwachungspläne in Bundesbern torpedieren die Aufbruchstimmung.»
Bund: 1.63 Milliarden Franken für ICT im 2024
Der Bericht über das Beschaffungscontrolling des Bundes zeigt, dass die Bundesverwaltung 2024 1.63 Milliarden Franken in ICT investiert hat. Der Anteil der ICT-Ausgaben am gesamten Beschaffungsvolumen für Güter, Bau und Dienstleistungen ist gegenüber 2023 um zwei Prozentpunkte gestiegen.
Bund verlängert Rahmenverträge mit Cloud-Anbietern
Die 2021 ausgehandelten Rahmenverträge mit den fünf Hyperscalern Microsoft, Oracle, IBM, AWS und Alibaba werden bis 2031 verlängert. Das Kostendach bleibt bei den ursprünglichen 110 Millionen, da noch immer 49 Millionen Franken übrig sind.
Potenzial & Hindernisse bei Datenstrategien
Eine Studie zeigt, dass es in der Schweiz über 100 Dateninitiativen gibt – jedoch ohne klare Standards, Governance oder nachhaltige Finanzierung. Das behindert insbesondere KI-Entwicklung und Datennutzung im Gesundheits- oder Mobilitätsbereich. Experten fordern nationale Strategien, rechtliche Grundlagen und Anreizsysteme.
Zur Studie der Swiss Data Alliance
Kanton Thurgau senkt Digitalisierungsbudget
Für die vier Jahre von 2026 bis 2029 beantragt der Regierungsrat des Kantons Thurgau im Grossen Rat einen Rahmenkredit von 9.6 Millionen Franken für Digitalisierungsprojekte. Das entspricht rund einem Viertel weniger, als in der Vorperiode ausgegeben wurde. Gemäss Inside IT dürfte die Finanzlage des Kantons ausschlaggebend für das tiefere Budget sein. Die Digitalisierung der Verwaltung solle jedoch weiter gebündelt vorangetrieben werden.
Erster Schweizer Master in digitaler Verwaltung
Die Berner Fachhochschule lanciert 2026 einen Masterstudiengang digitale Verwaltung. Das Studium wende sich an Fach- und Führungskräfte aus öffentlichen Verwaltungen sowie an Quereinsteiger:innen, so die Fachhochschule. Geplant sind drei Vertiefungsrichtungen:
- Organisation, Transformation und Beschaffung
- Politik, Demokratie und Nachhaltigkeit
- Technologie
Zürcher Gemeinderat spricht sich für Open Source aus
Der Zürcher Gemeinderat hat einer Motion zugestimmt, die fordert, dass die Stadt Zürich den Quellcode selbst entwickelter, öffentlicher Softwareprojekte offenlegen muss – analog zum Bundesgesetz über elektronische Behördenmittel (Embag).
Innovation
Nach deutlicher Zustimmung im Kantonsrat: Kanton St. Gallen lanciert E-Collecting 2026
Der Kantonsrat St. Gallen hat dem entsprechenden Nachtrag zum Gesetz über Referendum und Initiative in der Schlussabstimmung mit 114 Ja-Stimmen zu lediglich einer Nein-Stimme klar zugestimmt. Damit sollen vorerst maximal 50 Prozent der für das Zustandekommen eines Begehrens erforderlichen Unterschriften auf elektronischem Weg gesammelt werden können. Die Regierung erhält die Kompetenz, den Anteil per Verordnung auf bis zu 75 Prozent zu erhöhen. VOTING E-Collecting – die Software, die im Kanton St. Gallen eingesetzt wird – ist Teil der Produktsuite Abraxas VOTING.
Auch der Nationalrat hat kürzlich einer Anpassung im Bundesgesetz zugestimmt, welches neu auch Tests mit der elektronischen Unterschriftensammlung vorsieht.
Mehr zu VOTING E-Collecting im Abraxas Magazin
Apertus: eigenes Large Language Model für die Schweiz
Die EPFL, die ETH Zürich und das Schweizerische Supercomputing-Zentrum CSCS haben das KI-Modell «Apertus» veröffentlicht. Dieses ist derzeit über Swisscom, die KI-Plattform Hugging Face und beim Netzwerk Public AI verfügbar. Die Entwickler:innen betonen: Der gesamte Entwicklungsprozess, einschliesslich Architektur, Modellgewichten sowie Trainingsdaten und -methoden, ist frei zugänglich und umfassend dokumentiert.
Digitale Vernehmlassungen in Appenzell Innerrhoden
Der Kanton startet ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der Onlineplattform Demokratis. Der digitale Vernehmlassungskanal soll den analogen Prozess ergänzen. Eine Ablösung ist derzeit nicht geplant. In den nächsten Wochen soll die erste Vorlage zur Vernehmlassung hochgeladen werden. Auch der Kanton Schaffhausen nimmt eine elektronische Plattform zur E-Mitwirkung in Betrieb.
KI-Innovation-Sandbox des Kantons Zürich für Award nominiert
Die Jury des Digital Economy Awards hat die Finalisten bekanntgegeben. In der Kategorie GOV & NPO ist u. a. das Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich mit seiner Innovation-Sandbox für KI nominiert.
Mehr zur Innovation-Sandbox für KI im Abraxas Magazin
Elektronischer Lernfahrausweis wird ausgeweitet
Bis Ende Jahr wird in verschiedenen weiteren Kantonen der elektronische Lernfahrausweis eingeführt. Bisher war dieser nur im Pilotkanton Appenzell Ausserrhoden, der Abraxas CARI als Fachanwendung für sein Strassenverkehrsamt einsetzt, verfügbar. Der sogenannte eLFA gilt als Testlauf für die E-ID und ist eine der «hoffentlich vielen Anwendungsmöglichkeiten der künftigen Vertrauensinfrastruktur rund um die elektronische Identität». Abraxas begleitet diesen Schritt eng und hat die notwendigen Anpassungen in Abraxas CARI und Abraxas AVEDRIS umgesetzt.
Security bei Schweizer Verwaltungen
Gemeinsam gegen Phishing mit künstlicher Intelligenz
Das Bundesamt für Cybersicherheit startet im Oktober eine Sensibilisierungskampagne gegen KI-gestützte Phishing-Angriffe. Entwickelt wurde sie gemeinsam mit Jugendlichen und dem Verein Netpathie. Ziel ist, das Bewusstsein für Risiken und Datenschutz zu stärken.
Schon 150 Meldungen zu Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen
An der nationalen Cybersicherheitskonferenz – 2025 mit dem Thema des Zusammenspiels von Regulierung und Eigenverantwortung – hob Bundesrat Martin Pfister die Meldepflicht für Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen als gelungenes Beispiel hervor. Bis Mitte September gingen über 150 Meldungen beim Bundesamt für Cybersicherheit ein.
«Adam X», vermeintliche NCSC-Mitarbeitende und überteuerte Angebote für Strafregisterauszüge
Derzeit kursieren gefälschte E-Mails mit vermeintlichen Morddrohungen. Diese sind frei erfunden. Ziel der Absender, die unter Namen wie «Adam X» oder «Kill-Vic-32» operieren, ist es, Empfängerinnen und Empfänger einzuschüchtern und zu einer schnellen Geldzahlung zu bewegen. Wenn Sie eine solche E-Mail erhalten, sollten Sie gelassen bleiben, die Nachricht löschen und sich nicht unter Druck setzen lassen. Antworten Sie nicht auf solche E-Mails und leisten Sie auf keinen Fall eine Zahlung. Das Bundesamt für Justiz warnt zudem vor überteuerten Angeboten für Strafregisterauszüge durch private Anbieter sowie Betrugsversuchen, bei denen sich Cyberkriminelle als vermeintliche Mitarbeitenden des Bundesamts für Cybersicherheit respektive NCSC ausgeben.
Schweizer Spitäler gründen gemeinsames Cybersicherheitszentrum
Die derzeit 18 teilnehmenden Gesundheitseinrichtungen wollen bei der Vorbereitung und Abwehr von Cyberangriffen künftig umfassend zusammenarbeiten. Eine Mitgliedschaft steht vorerst allen Spitälern mit einem öffentlichen Leistungsauftrag offen. Später könnten auch weitere Einrichtungen dazukommen.
Keine schwerwiegenden Cybervorfälle beim Bund 2024
Gemäss dem Bericht «Informationssicherheit Bund 2024» ist die Zahl der Cyberangriffe auf die Bundesverwaltung weiterhin auf hohem Niveau. Die Schweiz sei international exponiert. Trotzdem sei es 2024 zu keinem schwerwiegenden Vorfall gekommen, bei dem eine ernsthafte Gefahr für die Informatikmittel oder Informationen der Bundesverwaltung bestand.