Australiens Home-Care-Voicebot, Estlands zentraler digitaler Staatsassistent Bürokratt und Zürichs KI-Prüfung von Baueingaben: Das Abraxas KI-Briefing für die öffentliche Hand liefert relevante Entwicklungen, Innovationen und Projekte. Damit künstliche Intelligenz für Verwaltungen echten Mehrwert generiert.
Schweiz
Zürich testet KI für den Zugang zu Statistikdaten
Mit «MeLODy» erprobt die Stadt Zürich einen KI-gestützten Zugang zu strukturierten Statistikdaten. Der Demonstrator übersetzt Benutzeranfragen automatisch in Datenbankabfragen, ruft die entsprechenden Datensätze aus einer SQLite-Datenbank ab und bereitet die Ergebnisse textlich oder visuell auf. So können Einwohnerinnen und Einwohner ohne Fachwissen Informationen zur Bevölkerungsentwicklung, Altersstruktur oder Herkunftsgruppen abrufen. Technisch nutzt MeLODy ein kompaktes Datenformat, damit die KI grössere Datensätze effizient verarbeiten kann. Die Erfahrungen zeigen, dass klare API-Strukturen und präzise Anweisungen entscheidend für korrekte Ergebnisse sind. Eine Weiterentwicklung ist bereits geplant: MeLODy 2.0 soll auf ein eigenes Agentic-AI-System mit eigener Chat-Oberfläche und internem LLM setzen, um Datenhoheit und Kontrolle weiter zu erhöhen.
Verwaltungen steigern mit der souveränen KI-Plattform von Abraxas ihre Effizienz
Im neu lancierten Plattform-Angebot von Abraxas ist unter anderem Watsonx von IBM integriert – eine der weltweit führenden KI-Technologien. Seit kurzem werden erste konkrete KI-Anwendungsfälle darauf umgesetzt. Die Einsatzmöglichkeiten reichen dabei von der generativen Texterstellung über Chatbots und Prozessautomatisierung – etwa bei der Anonymisierung von Dokumenten – bis hin zu Datenanalysen und Prognosen. Entscheidend bei souveräner KI: Alle Anwendungen erfüllen die strengen Anforderungen der Datenschutzverordnung der Schweizer Bundesverwaltung. Daten bleiben dort, wo sie hingehören – und Entscheidungen der KI sind jederzeit nachvollziehbar. Die Datenverarbeitung erfolgt in unseren Rechenzentren in der Schweiz.
Zürich erprobt KI zur Prüfung von Baueingaben
Der Kanton Zürich entwickelt einen KI-Prototypen zur teilautomatisierten Prüfung von Baueingaben und testet ihn in der Stadt Kloten. Die Lösung nutzt multimodale Modelle, die Textdokumente und Pläne analysieren und miteinander verknüpfen, um die Einhaltung baurechtlicher Vorgaben effizienter zu beurteilen. Aktuell liegt der Fokus auf der Vollständigkeitsprüfung und der Auswertung von Textinhalten, da die Interpretation komplexer Pläne technisch anspruchsvoll bleibt. Das Projekt ist Teil der kantonalen KI-Sandboxes und soll besonders Gemeinden mit hoher Bautätigkeit entlasten. Perspektivisch könnten auch Privatpersonen und Unternehmen eine Vorabprüfung ihrer Baugesuche durchführen lassen. Eine vollständig automatisierte Bewilligung gilt jedoch als unrealistisch, da Datenschutz, wechselnde Vorgaben und fachliche Expertise weiterhin menschliche Beurteilung erfordern. Ergebnisse des Pilotprojekts werden in den nächsten Monaten erwartet.
Kantone und Gemeinden setzen verstärkt auf KI-Chatbots im Verwaltungsalltag
Mehrere Schweizer Verwaltungen erweitern ihre digitalen Services mit KI-gestützten Chatbots. Im Kanton Luzern unterstützt «Luzi» Besucherinnen und Besucher der kantonalen Website dabei, Informationen schneller zu finden und längere Texte einfach verständlich zusammenzufassen; die Antworten verweisen direkt auf Originalquellen und nutzen Inhalte aus öffentlich zugänglichen Datenbanken. Der Kanton Jura setzt im Strassenverkehrsamt mit «JurassIA» ebenfalls auf einen KI-Chatbot, der Anfragen automatisiert beantwortet und Mitarbeitende entlastet. In Winterthur hat die Stadtpolizei den Chatbot «Bobby» aufgeschaltet, der rund um die Uhr Informationen bereitstellt und einfache Anliegen übernimmt. Die Beispiele zeigen, dass Chatbots zunehmend als niedrigschwellige, skalierbare Unterstützung im täglichen Verwaltungsbetrieb eingesetzt werden.
Viele Gemeinden, Städte und kantonale Stellen, darunter Pfäffikon ZH oder das Migrationsamt Zürich, nutzen bereits seit mehreren Jahren den Abraxas CHATBOT als KI-gestützten 24/7-Onlineschalter. Die Gemeinde Pfäffikon profitiert nicht nur von der Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit, sondern berichtet auch von einer höheren Zahlungsmoral dank durchgängig digitalisierter Services.
Zentralschweizer Kantone schreiben Private-LLM-Plattform aus
Sechs Zentralschweizer Kantone haben eine gemeinsame Ausschreibung für eine KI-Plattform veröffentlicht, die ein Private Large Language Model, also ein KI-Sprachmodell, das grosse Textmengen auswertet, um natürliche Sprache zu verstehen und passende Antworten zu erzeugen, bereitstellen soll. Unter dem Verein SSGI suchen die IT-Dienstleistungsorganisationen von Zug, Obwalden, Nidwalden, Appenzell Ausserrhoden, Schaffhausen und Schwyz eine Lösung, die Verwaltungen und Gemeinden sicher und bedarfsgerecht nutzen können. Die Ausschreibung markiert den Startpunkt für den Aufbau einer kantonsübergreifenden Infrastruktur, die generative KI ohne externe Abhängigkeiten ermöglichen und für unterschiedliche Verwaltungsaufgaben konfiguriert werden soll.
International: Europa & weltweit
Deutschland baut mit KIPITZ eine zentrale KI-Plattform für die Bundesverwaltung auf
Deutschland betreibt mit «KIPITZ» eine zentral gesteuerte KI-Plattform für alle Beschäftigten der Bundesverwaltung. Das Portal stellt standardisierte und modular aufgebaute KI-Anwendungen bereit und erlaubt die flexible Nutzung verschiedener Sprachmodelle ohne Herstellerbindung. Behörden können Texte erstellen, zusammenfassen oder übersetzen und interne Wissensdatenbanken per RAG, also einer Methode, bei der ein KI-Modell gezielt auf hinterlegte Informationen zugreift, anbinden. Der Betrieb erfolgt in sicheren bundeseigenen Rechenzentren, wodurch sensible Daten geschützt und Ressourcen effizient genutzt werden. KIPITZ basiert weitgehend auf Open-Source-Komponenten und stärkt die technologische Souveränität der Verwaltung. Über ein Software Development Kit (Werkzeugkasten für Softwareentwicklung) können Behörden eigene Apps entwickeln und nach dem EfA-Prinzip, das heisst «Einer für Alle», zentral bereitstellen. Gleichzeitig erleichtert die Plattform die Einhaltung nationaler und europäischer Vorgaben durch integrierte Governance-Mechanismen und reduziert durch den gemeinsamen Betrieb Kosten und Energieverbrauch.
Weitere Informationen zu KIPITZ
Estland vernetzt staatliche KI-Assistenten mit «Bürokratt»
Estland setzt mit «Bürokratt» einen vollständig zentral gesteuerten KI-basierten digitalen Assistenten ein, der als einheitlicher Zugangskanal für öffentliche Dienstleistungen dient und beispielsweise auf der Plattform für elektronische Identität bereits technische Anfragen zu ID-Karten, E-Signaturen oder Login-Problemen beantwortet. Die Lösung verbindet Chatbots und KI-Agenten verschiedener Behörden zu einem interoperablen Netzwerk, das Informationen und Services rund um die Uhr bereitstellt – per Chat, SMS, E-Mail, Telefon oder Voice. Verwaltungen profitieren von schnellerer und konsistenter Bearbeitung von Anfragen sowie von der Automatisierung wiederkehrender Aufgaben. Bürokratt ist vollständig Open Source und nutzt den Distributed-Message-Rooms-Ansatz, über den Institutionen sicher miteinander kommunizieren. Technisch basiert die Lösung auf grossen Sprachmodellen, die Antworten auf Basis institutionseigener Quellen generieren. Erste Behörden setzen Bürokratt bereits produktiv ein und ersetzen ältere dezentrale Chatbots durch die zentralisierte Lösung. Entwickelt und koordiniert wird das System von der staatlichen Information System Authority in Zusammenarbeit mit Microsoft.
Städte nutzen KI zur Auswertung urbaner Daten und zielgerichteten Steuerung
Europäische Städte setzen zunehmend auf KI, um grosse Datenmengen aus dem urbanen Raum effizient zu analysieren und Verwaltungsaufgaben zielgerichtet zu steuern. Hamburg entwickelt mit «DIPAS_analytics» eine KI-gestützte Toolbox, die Einwohnerfeedback aus Beteiligungsverfahren strukturiert, Hauptaussagen erkennt, Inhalte kategorisiert und georeferenziert auswertet. Ein Live-Dashboard unterstützt während des Verfahrens das Echtzeit-Monitoring, anschliessend erleichtern KI-basierte Analysen die Priorisierung relevanter Themen. Bamberg nutzt mit «BaKIM» KI und Drohnenbilder zur Pflege des städtischen Baumbestands. Tiefe neuronale Netze analysieren regelmässig erhobene Luftbilder und erkennen Baumarten, Vitalität sowie Schadbilder wie Trockenstress oder Borkenkäferbefall. Die KI zeigt unmittelbar, wo Eingriffe erforderlich sind, und ermöglicht eine effiziente und ressourcenschonende Pflege grosser Grünflächen.
EU stärkt KI-Einsatz mit der Apply AI Strategy
Die EU setzt mit der Apply AI Strategy einen technologischen Rahmen, um KI-Entwicklung und -Einsatz in Europa zu beschleunigen. Die Strategie fördert ein «AI first»-Prinzip, bei dem KI bei strategischen Entscheidungen systematisch geprüft wird, und betont eine europäische Beschaffungspolitik mit Fokus auf Open-Source-Lösungen. Kernbestandteile sind sektorale Programme zur Einführung von KI in zentralen Branchen – darunter Gesundheit, Mobilität, Energie, Umwelt und insbesondere die öffentliche Verwaltung. Für staatliche Institutionen sieht die EU den Ausbau interoperabler KI-Infrastrukturen, gemeinsame Testumgebungen sowie klare Governance-Vorgaben vor, um KI skalierbar, sicher und rechtskonform einsetzen zu können. Ergänzend sollen AI Factories, Digital Innovation Hubs und Qualifizierungsinitiativen eine KI-fähige Arbeitswelt fördern.
Albanien präsentiert die erste KI-Ministerin «Diella» auch in visueller Form
Premierminister Edi Rama hat am 18. September 2025 die virtuelle Ministerin für öffentliche Aufträge Diella als Frau in traditioneller Tracht vorgestellt. Die KI soll im Kabinett die Prüfung und Bewertung von Angeboten übernehmen und Entscheidungsgrundlagen nach objektiven Kriterien liefern. Ziel ist eine vollständig nachvollziehbare Vergabe öffentlicher Aufträge und die Eindämmung von Korruption. Diella ist dem Premierminister direkt unterstellt und wurde von der Nationalen Agentur für Informationsgesellschaft in Zusammenarbeit mit Microsoft und OpenAI entwickelt. Auf der Plattform e-Albania ist sie bereits im Einsatz und verzeichnet seit Jahresbeginn rund 972’000 Interaktionen; 36’000 digitale Dokumente tragen ihr Siegel.
Australien testet KI-gestützte Home-Care-Assistenten
Australien erprobt im Gesundheitswesen KI-basierte Voice-Bots für die häusliche Pflege. Der Assistent «Aida» führt tägliche telefonische Check-ins mit älteren Personen durch, fragt nach dem Wohlbefinden und spricht einfache Alltagsthemen an, etwa ob jemand draussen war oder was für den Tag geplant sei. Erste Erfahrungen aus einem Pilotprojekt bei St Vincent’s Home Care, einer Gruppe mit verschiedenen Spitälern, Gesundheitseinrichtungen und Pflegeangeboten, zeigen eine hohe Gesprächsqualität und entlasten das Pflegepersonal bei Routinekontakten. Expertinnen und Experten sehen den breiteren Einsatz solcher Assistenzsysteme erst am Anfang.
Technologie
KI erkennt Überlastung anhand von Kommunikationsdaten
Die KI-Lösung «Ulla for HR» wertet detaillierte Meeting- und Kommunikationsdaten aus, um frühe Hinweise auf Überlastung zu erkennen. Analysiert werden Redeanteile, Gesamtanwesenheitszeiten, Unterbrechungen, Sprechtempo und Tonlage sowie Engagement-Signale wie Beteiligung, Reaktionszeit, Kooperationsverhalten und inhaltliche Klarheit. Ergänzend fliessen Muster über längere Zeiträume ein, etwa abnehmende Teilnahme, sinkende Aktivität oder auffällige Schwankungen in der Interaktion. Durch die Kombination dieser Daten identifiziert die Lösung Belastungstendenzen, bevor sie sichtbar werden. HR-Teams können früh eingreifen, Arbeitslasten anpassen und Mitarbeitende gezielt unterstützen. Gleichzeitig ist die wissenschaftliche Evidenz für solche Ableitungen noch begrenzt, das Zusammenspiel der Datenpunkte wenig transparent und aus Arbeitnehmersicht bestehen Risiken in Bezug auf Fehlinterpretationen und Überwachung.
Behörden fokussieren bei KI auf Strategie, Use Cases und Governance
Eine Befragung von über 225 Führungskräften aus der öffentlichen Verwaltung am britischen Government Transformation Summit zeigt, welche KI-Themen tatsächlich Priorität haben. Besonders nachgefragt sind strategische Fragen, konkrete Use Cases, die produktive Einführung von KI sowie Governance-Strukturen für einen sicheren Betrieb. Generative KI und intelligente Automatisierung werden zwar häufig diskutiert, gelten aber seltener als unmittelbare Investitionsfelder. Während Top-Führungskräfte vor allem Governance, Strategie und Wirkung messen wollen, konzentrieren sich operative Einheiten auf die Integration in Workflows und schnelle Effizienzgewinne. Insgesamt wird deutlich: Verwaltungen suchen skalierbare und vertrauenswürdige KI-Lösungen, die reale Prozesse stützen – nicht kurzfristige Piloten oder technologische Experimente.