Digitales ABC: L wie...

Latenz, f.
1. Vorhandensein einer noch nicht sichtbaren Sache
2. Zeit zwischen Reiz und Reaktion (Physiologie)
3. symptomfreie Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch einer Krankheit (Medizin)
4. Zeit zwischen Anfrage und Antwort (IT)

Von Markus Häfliger · 14. April 2023

Bedeutung

Latenz oder Latenzzeit stammt von lateinisch latens (verborgen seiend) und steht für die Zeit der Verzögerung, die zwischen einem Ereignis und dem Eintreten einer sicht- oder messbaren Reaktion darauf vergeht. Der Begriff findet in vielen Domänen wie der Medizin (symptomfreie Zeit während dem Verborgensein einer Krankheit), der Psychologie (Verzögerung der Entwicklung) oder der Psychologie (im Gegebenen schlummernde Möglichkeiten) Verwendung. In der Technik bezeichnet Latenz unter anderem in der Elektrotechnik die zeitliche Differenz zwischen dem Eintritt eines Signals in ein System und dem Austritt, die Ansprechzeit von Speichern (Speicherlatenz) oder in der Telekommunikation die Zeit zwischen dem Auftreten eines Ereignisses und dem Auftreten eines erwarteten Folgeereignisses.

Arten der Verzögerung am Beispiel der Telekommunikation

In der Telekomunikation wird zwischen vier Klassen der Latenz (auch Delay von englisch «Verzögerung») unterschieden. Sie beziehen sich auf die Art und Weise, wie die zeitliche Verzögerung entsteht:

  • Die algorithmischer Verzögerung beschreibt die Zeit, die infolge der Eigenschaften der Art des Rechenvorgangs, zum Beispiel durch die paketweise Übertragung von Sprachdaten, benötigt wird.
  • Die Verarbeitungsverzögerung ist abhängig von der Zeit, die die Weiterverarbeitung eines Signals dauert.
  • Die Serialisierungsverzögerung ist die Zeit, die ein Datenpaket braucht, bis es komplett an einem Stück beim Empfänger ankommt. Durch de Serialisierung werden Datenpakete in einer aufeinanderfolgenden Reihe angeordnet. Damit alle Informationen auf dem Endgerät ankommen, müssen zuerst alle zwischen dem Ausgangspunkt und der Zielposition befindlichen Datensätze aufgerufen werden. Die Serialisierungslatenz ist damit abhängig von der Datenmenge und der Verbindungsgeschwindigkeit.
  • Die Ausbreitungsverzögerung schliesslich entsteht durch die Signallaufzeiten in einem Übertragungsmedium (Datenleitung oder Luft). Sie ist abhängig von der Strecke und der Ausbreitungsgeschwindigkeit.

Die Latenz kann in der Telekommunikation durch die Veränderung der Software (Algorithmus), den Einsatz von mehr Rechenleistung oder der Wahl eines anderen Übertragungswegs (zum Beispiel Glasfaser anstatt Luft), die Verringerung der zu übertragenden Datenmenge, die Verbesserung der Verbindungsgeschwindigkeit oder durch die Wahl einer kürzeren Strecke zwischen Sender und Empfänger positiv beeinflusst werden.

Latenz wichtiger denn je

Die Latenz ist nicht zu verwechseln mit dem Datendurchsatz respektive der Verbindungsgeschwindigkeit. Diese gibt an, wie viele Daten pro Zeiteinheit gesendet werden, während die Latenz beschreibt, wie lange die Übertragung der Information vom Ausgangspunkt bis zum Interface des Empfängers dauert. Für Internettelefonie beispielsweise beträgt die Latenz je nach verwendeter Technologie zwischen 20 und 25 Millisekunden (ms). Bei einer Verzögerung von mehr als 400 ms ist gemäss der Empfehlung der Internationalen Fernmeldeunion ITU keine Echtzeitkommunikation mehr möglich.

Die Latenz bestimmt unter anderem auch die Distanz zwischen den Abraxas-Rechenzentren. Sie wird als Masseinheit in Zukunft im Zuge der Echtzeitanwendungen im Internet der Dinge, mit Cloud Computing, in Smart Citys, der steigenden Popularität von Kryptowährungen oder erst recht dem Metaverse noch weiter an Bedeutung gewinnen. Ein möglicher Ansatz zur Verringerung der Verzögerung sehen Experten in der Veränderung der Netzwerkinfrastruktur durch Edge Computing. Dabei werden kleinere Rechenzentren an den Rand des Netzes (Edge) verlegt, um Inhalte näher an Bevölkerungsgruppen zwischenzuspeichern, Daten von Kunden in kürzerer Entfernung zur Ursprungsquelle zu verarbeiten und so die Latenzzeit zu verkürzen und das Nutzererlebnis zu verbessern.

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Markus Häfliger

Über Markus Häfliger

Markus Häfliger ist Inhaber der auf Business-to-Business-IT spezialisierten PR-Agentur Häfliger Media Consulting. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung mit Technologie- und Wirtschaftsthemen sowohl auf Agentur- als auch auf Medienseite. Er war Chefredaktor der IT-Branchenzeitschrift IT Reseller und von Infoweek (heute Swiss IT Magazine), der Zeitschrift für IT-Entscheider in Unternehmen. Er publiziert als Ghostwriter regelmässig in namhaften Industrie- und Wirtschaftsmedien Fachartikel und Berichte zu IT-Anwendungen in der Praxis. Für das Abraxas-Magazin verfasst er das «Digitale ABC», eine fortlaufende Artikelserie im Lexikon-Stil.