Digitales ABC: Y wie...

Y2K,
Numeronym für das Jahr-2000-Problem, engl. Year und 2K für 2 Kilo = 2000

Von Markus Häfliger · 5. Juli 2024

Der sogenannte Y2K-Bug (Jahr-2000-Fehler) ist ein Problem, das bei Computern beim Jahrtausendwechsel entstand. Der Grund war, dass Jahreszahlen in den Systemen lediglich zwei- anstatt richtig vierstellig angegeben wurden.

Ursache

Y2K-Bug oder Millenium-Bug (Millenium-Fehler) heisst das Problem deshalb, weil mit dem Wechsel ins Jahr 2000 die Angabe der Jahreszahl bei Datumsangaben nicht mehr zweistellig erfolgen konnte. Hätte man vom Jahr 99 auf 00 geschaltet, hätten gewisse Programme nicht mehr korrekt benutzt und die entsprechenden Datenbestände nicht mehr richtig verarbeitet werden können.

Die Ursache für die fehlenden Stellen bei den Jahreszahlen lag darin, dass Speicherplatz in der Entstehungszeit der ersten Computer sehr knapp und ausserordentlich teuer war. Programmierer verzichteten deshalb möglichst auf «unnötige» Informationen, bedachten aber nicht, dass gewisse Computersysteme und Software-Anwendungen über das Jahr 1999 hinaus in Betrieb sein würden.

Gegenmassnahmen

Um das Y2K-Problem zu umgehen und die Systeme «Y2K-ready» zu machen, ergriffen Hersteller und Unternehmenskunden verschiedene Massnahmen. So wurden etwa wenn möglich Datumsformate auf vierstellige Formate umgestellt oder Datumangaben mit einem Wert grösser 50 als 19xx und einem Wert kleiner als 50 mit 20xx angenommen.

Auch musste bedacht werden, dass viele Programme mit anderen interagieren würden, obschon nicht immer klar war, welche Systeme überhaupt Datumsangaben verarbeiten und welche nicht. Oder es musste entschieden werden, ob historische Datenbestände anzupassen waren oder nicht.

Je näher der Milleniumswechsel heranrückte, wurden entsprechende Tests durchgeführt, fehlerhafte Systeme korrigiert oder ausser Betrieb genommen und durch neue Lösungen ersetzt. Software- und Hardware-Hersteller gaben Warnlisten für Unternehmens- und Privatkunden mit Anwendungen, die beim Jahrtausendwechsel zu Problemen hätten führen können, heraus.

Erwartete Folgen

Über die Folgen, die ohne Korrekturmassnahmen hätten gewärtigt werden müssen, wurde gegen Ende der 1990er-Jahre breit diskutiert und ebenso wild spekuliert. Ohne entsprechende Anpassungen der Systeme hätten aber sicher die Berechnung des Alters von Personen, von Zahlungszielen und -rückständen oder von Zinsen Fehler aufweisen, ganze Datensätze wegen vermeintlicher Ungültigkeit nicht verarbeitet werden oder es zu falschen Datierungen kommen können.

Weil in Hardware eingebettete Software (Firmware) nicht vom Nutzer selbst korrigiert werden konnten, hätte es bei gewissen Maschinen und Geräten (z.B. Videorecordern, Alarmanlagen etc.) zu Problemen kommen können, wenn diese nicht vom Anbieter entsprechend umgerüstet wurden.

In den Medien wurden derweil grössere Horrorszenarien von Verkehrszusammenbrüchen und Flugzeugabstürze über ein Totalversagen des Bankensystems inklusive Börsencrash und Weltwirtschaftskrise bis hin zu fälschlichem Auslösen von Nuklearwaffen und Kernschmelzen in Atomkraftwerken und vielem anderem mehr heraufbeschworen.

Tatsächliche Folgen

Weil für viel Geld die Systeme zumindest in grösseren Unternehmen «Jahr-2000-fähig» gemacht wurden, waren die Auswirkungen weit weniger schlimm als befürchtet. Zwar fiel etwa im Kernkraftwerk Fukushima die Anzeige für die Steuerstäbe aus und es wurde ein falsches Datum angezeigt – beide Vorkommnisse hatten aber keine weiteren Folgen nach sich gezogen. Auch fielen Spielautomaten aus, es gab Probleme bei einigen Kreditkartentransaktionen oder beim Versand von Rechnungen und gewisse weitere kleinere Vorkommnisse.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen waren indes erheblich. Gemäss dem Marktforschungsunternehmen Gartner betrug der Aufwand für Y2K-Projekte weltweit rund 600 Milliarden Dollar. Weil in den letzten Jahren des alten Jahrtausends viele alte Systeme durch neue ersetzt wurden, kam es im Nachgang schliesslich zu einem Einbruch der Verkaufszahlen bei den IT-Herstellern.

Verwandte Probleme

Bei Unix-Systemen, die noch Unixzeit verwenden, könnte es ohne Korrekturmassnahmen am 19. Januar 2038 zu ähnlichen Problemen, wie sie beim Milleniumswechsel befürchtet wurden, kommen. Die für das Unix-Betriebssystem eingeführte Zeitdefinition rechnet nämlich seit dem 1. Januar 1970 die Zeit in Sekunden als 32-Bit-Ganzzahl auf. Der Maximalwert von 2’147’483’647 respektive. 231−1 wird am 19. Januar 2038 erreicht sein, sodass dann die Unixzeit «überläuft». Dieser Umstand wird deshalb auch als Jahr-2038-Problem bezeichnet.

Unternehmen, die noch Rechner der 3000er-Serie von Hewlett-Packard im Einsatz haben, dürften am 1. Januar 2027 Probleme gewärtigen. Dann nämlich werden die Bits im Datenformat des Kalenders der Systeme, für die der Hersteller keinen Support mehr bereithält, aufgebraucht sein.

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Markus Häfliger

Über Markus Häfliger

Markus Häfliger ist Inhaber der auf Business-to-Business-IT spezialisierten PR-Agentur Häfliger Media Consulting. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung mit Technologie- und Wirtschaftsthemen sowohl auf Agentur- als auch auf Medienseite. Er war Chefredaktor der IT-Branchenzeitschrift IT Reseller und von Infoweek (heute Swiss IT Magazine), der Zeitschrift für IT-Entscheider in Unternehmen. Er publiziert als Ghostwriter regelmässig in namhaften Industrie- und Wirtschaftsmedien Fachartikel und Berichte zu IT-Anwendungen in der Praxis. Für das Abraxas-Magazin verfasst er das «Digitale ABC», eine fortlaufende Artikelserie im Lexikon-Stil.