Digitales ABC: N wie...

No Code, engl. Begriff für eine bestimmte Art der Softwareentwicklung und des Programmierens.

Von Bruno Habegger · 29. Oktober 2025

Bedeutung

No Code heisst «kein Code». Eine Variante davon ist «Low Code», also «wenig Code». Die Idee: Auch Laien ohne Programmierkenntnisse sollen unternehmenseigene Anwendungen (Software) oder Prototypen als Web-Apps erstellen können. Ganz ohne oder nur vereinfacht mit wenig Code eben. Dazu nutzen sie spezielle Plattformen mit grafischer Benutzeroberfläche. Mit ihnen lassen sich im Baukastensystem Module und Funktionen zusammenstellen. Der Nutzer modelliert, die No- oder Low-Code-Plattform übersetzt automatisch in lauffähige Software. Man spricht auch von einer «Demokratisierung der Softwareentwicklung». Die Methode hat sich mit «Vibe Coding» weiterentwickelt. Hierbei entwickelt der Anwender mit Hilfe von KI und Prompts, losgelöst von starren Modellen und Vorgaben.

Ausgangslage

Klassische Softwareentwicklung ist komplex und teuer, von der Konzeption bis zum fertigen Produkt. Sie bindet viele Ressourcen und stellt hohe Anforderungen an die Sicherheit und Qualität des Codes. Damit ist die Entwicklung von kleinen, hauseigenen Anwendungen und Prototypen sehr zeitintensiv und finanziell aufwändig.

Geschichte

Bereits in den 1980er-Jahren entstand mit Rapid Application Development (RAD) ein erster Entwicklungsansatz für die schnelle Prototypen-Entwicklung. Doch erst das Aufkommen visueller Entwicklungsumgebungen ab den 1990er-Jahren beschleunigte seit 2015 die Entstehung von No-Code-Plattformen wie Bubble, Webflow oder Airtable. Damit lassen sich funktionale Anwendungen ohne traditionellen Code erstellen. Seither entwickelt sich der Markt laufend weiter. Mit Low Code, Vibe Coding oder Mischformen: Die Workplace-Plattform Notion beispielsweise verwendet viele No-Code-Bausteine und nutzt für die Programmierung ihrer Datenbanken KI.

Deep Dive

No-Code-Plattformen sind «Platforms as a Service» (PaaS). Sie verbergen den klassischen Quellcode vor den Nutzenden. Dafür bieten sie vorgefertige Komponenten an, die sich zu einer Anwendung zusammenstellen lassen. Technisch basieren sie auf einer visuellen integrierten Entwicklungsumgebung (IDE), die die Arbeit von Nutzer:innen mit den Bausteinen intern als strukturierte Metadaten (z.B. JSON, XML oder proprietäre Formate) speichert. Daraus entstehen zur Laufzeit der Frontend-Code (z.B HTML/CSS/JavaScript) und die Backend-Logik (z.B. Node.js, Java oder Python). Für die Logik besteht ein Abstraktionslayer: Ereignis- und Regel-Engines bilden Logik, Status und Datenflüsse ab.

Vorgefertigte Module sprechen Datenbanken oder externe Dienste an. Containerisierte Microservices (Docker/Kubernetes) stellen Hosting- und Laufzeitfunktionen sicher.

Wirkung

Eine eigene Anwendung zusammenklicken benötigt kein IT-Fachpersonal mehr. Dennoch muss man sehr genau wissen, was man tut, und die Funktionalität der gewählten No-Code-Plattform virtuos nutzen. Nach einer gewissen Zeit der Einarbeitung entstehen aus den Modulen neue Anwendungen in kurzer Zeit. Das spart Kosten und Entwicklungszeit, beschleunigt potenziell die Digitalisierung im Unternehmen. No Code kann zudem die Innovationskraft stärken, indem man mehr und schneller Prototypen entwickelt, testet und optimiert, ehe es an die eigentliche Entwicklung des Endprodukts geht. Der Nachteil darf nicht verschwiegen werden: Die Einbindung in komplexere Systeme ist nicht möglich, der Code ist oft nicht effizient. Nutzende müssen sich an die No-Code-Plattform anpassen und werden von ihr abhängig. Ausserdem fehlt die Kontrolle über Hosting und Code hinsichtlich Compliance.

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Bruno Habegger

Über Bruno Habegger

Bruno Habegger ist Abraxas-Magazin-Autor und Senior Communication Manager. Er verfügt über eine langjährige Erfahrung im ICT- und Energie-Bereich als Journalist, Contentproduzent und Berater. Er war Präsident einer Regionalpartei und an seinem damaligen Wohnort acht Jahre Mitglied der Sicherheitskommission.