Digitales ABC: O wie...

Open Government Data (OGD), engl. Begriff für öffentliche und maschinenlesbare Behördendaten.

Von Bruno Habegger · 26. November 2025

Bedeutung

Der Begriff «offene Regierungsdaten» bezeichnet frei zugängliche Daten von Regierungen und Verwaltungen, zur Verfügung gestellt in einem maschinenlesbaren Format. Sie können ohne Einschränkungen genutzt, weiterverarbeitet und geteilt werden. Es handelt sich somit um Daten, die zur Sekundärnutzung freigegeben sind.

Ausgangslage

Der Staat produziert viele Daten in Statistik, Umwelt, Mobilität, Raum, Gesundheit, Bildung, Verwaltung und Recht, die aufbereitet und publiziert werden können. Ausgenommen bleiben Daten, wenn überwiegende legitime Schutzinteressen dies erfordern, etwa der Datenschutz oder der Schutz von privaten Geschäftsgeheimnissen.

Verwaltungen und Regierungen in Demokratien müssen Rechenschaft ablegen über ihre Tätigkeiten und transparent sein – eine Erkenntnis, die sich auch in der Schweiz in den letzten Jahren durchgesetzt hat.

Open Government Data ist als Teilbereich der Digitalisierung zu einem festen Bestandteil der Verwaltungsmodernisierung geworden. Die Bundesverwaltung muss nach dem Prinzip «open by default» ihre Daten standardmässig innerhalb von drei Jahren als OGD veröffentlichen. Rund um Open Data ist auch in der Schweiz eine rege Community entstanden.

Geschichte

Open Data entwickelte sich aus dem Bedürfnis nach wissenschaftlichem Austausch seit dem Ende der 1950er-Jahre. Durch Datenaustauschzentren und eine Standardisierung der Metadaten sollte dieser erleichtert werden. Mit dem Aufkommen des Internets in den 90er-Jahren erfolgte der Durchbruch des freien Datenaustauschs, beeinflusst von Bewegungen wie Open Source, Open Access und Creative Commons.

Ausgehend von den USA mit dem «Freedom of Information Act» (1966) hat sich Open Government Data als Prinzip in vielen Ländern durchgesetzt. In der Schweiz hat sich in gut fünfzehn Jahren aus einzelnen Pilotprojekten eine feste Verpflichtung zur Transparenz entwickelt. Sie hat dafür Strategien, Portale und Zuständigkeiten sowie gesetzliche Grundlagen geschaffen. Anfänglich kam es zu Datensammlungen einzelner Behörden, Organisationen und Gemeinden. Basis der Entwicklung ist heute das Portal opendata.swiss und eine dezentrale Organisation der Datenaufbereitung. Der Masterplan OGD 2024 bis 2027 der Geschäftsstelle Open Government Data im Bundesamt für Statistik legt mit fünf Stossrichtungen die weitere Entwicklung fest.

Deep Dive

Technisch stützt sich OGD auf Metadaten und Kataloge, auf gängige maschinenlesbare Formate wie CSV, JSON oder XML, auf einfache und verständliche Lizenzen, die Compliance und Automatisierung erleichtern. Zudem sind Qualität, Versionierung und Aktualität ebenso wichtige Kriterien wie Interoperabilität und die Entwicklung von Datenräumen. Darunter versteht man eine technische und organisatorische Struktur, welche die Bereitstellung, den Austausch und den Bezug von Daten aus verschiedenen Quellen und von verschiedenen Akteuren ermöglicht und regelt.

Die Bausteine von OGD in der Schweiz:

  • Strategie: OGD-Strategie 2019 bis 2023 mit «open by default», Koordination beim BFS, Qualitäts- und Standardfokus.
  • Geschäftsstelle OGD: Definiert Standards und unterstützt Datennutzende und -anbietende.
  • Gesetz: EMBAG als rechtliche Stütze für offene Daten, mit Ausnahmen für Schutzinteressen.
  • Portal: opendata.swiss als zentraler Katalog, dezentral gepflegte Quellen, klare Lizenzen, Showcases.
  • Leitfäden: Handbuch für Vorbereitung, Veröffentlichung und Pflege, mit Rollen und Prozessen.
  • Datenökosystem: Vision und Massnahmen für vertrauenswürdige Datenräume und Interoperabilität.

Wirkung

Der Staat wird effizienter und transparenter. Er lernt aus Rückmeldungen. Anders gesagt: OGD verändert die Arbeitsweise der Verwaltung. Fachämter dokumentieren ihre Datenerzeugung, schaffen sichtbare Verantwortlichkeiten. Doppelspurigkeiten werden vermieden. Externe Rückmeldungen zeigen Lücken und unterstützen bei der Optimierung der Datensätze.

Datengrundlagen des Staates werden für die Öffentlichkeit nachvollziehbarer, schaffen die Basis für eine datengesteuerte Politik. Die Wiederverwendbarkeit der Daten sorgt auch für tiefere Gesamtkosten der Dateninfrastruktur und -prozesse.

Unternehmen erhalten wertvolle Rohstoffe für eigene Lösungen und Entscheidungen. OGD fördert Innovation, indem etwa Prototypen schneller gebaut werden. Verlässliche Daten heranzuziehen, verbessert eigene Analysen und Produkte.

Auch Abraxas nutzt solche Daten für Kundenprojekte sowie für individuelle Dashboards und Analysen. So entspricht beispielsweise das von Abraxas betriebene Energiedashboard des Bundesamts für Energie OGD-Prinzipien.

Menschen nutzen verlässliche Informationen zu Umwelt, Mobilität, Sicherheit, Bildung und Gesundheit für Alltagsentscheidungen – von Luftqualitäts- und Lärmkarten bis zu Wahl- und Abstimmungsanalysen. Medien und NGOs recherchieren in den Daten und stärken die informierte Teilhabe der Bevölkerung. Schulen und Hochschulen setzen reale Datensätze ein, um Datenkompetenz aufzubauen. Aus der Open Data Bewegung sind auch eigene Produkte entstanden, beispielsweise die OpenStreetMap oder das Lexikon Wikipedia.

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Bruno Habegger

Über Bruno Habegger

Bruno Habegger ist Abraxas-Magazin-Autor und Senior Communication Manager. Er verfügt über eine langjährige Erfahrung im ICT- und Energie-Bereich als Journalist, Contentproduzent und Berater. Er war Präsident einer Regionalpartei und an seinem damaligen Wohnort acht Jahre Mitglied der Sicherheitskommission.